Der Aufbau eines Schulnetzes, das alle Städte und Gemeinden erfasste, vollzog sich im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts. Dabei kristallisierten sich unterschiedliche Beziehungsebenen zwischen Schule und Gemeinde heraus: Als Schulträger ist die Gemeinde rechtlich verpflichtet, Schulen zu errichten, zu verwalten und die Sachkosten zu tragen. Durch kommunale Schulentwicklungsplanung nimmt sie begrenzten Einfluss auf die Struktur des örtlichen Schulangebots. Durch diesen Einfluss wird die Gemeinde zur schulpolitischen Machtarena, denn unterschiedliche lokale Interessengruppen versuchen, Planungen und Entscheidungen der Gemeinde zu beeinflussen. Dies lässt sich am Beispiel der konflikthaften Errichtung von Gesamtschulen präzisieren. Weil Schüler und Lehrer in der Schule und in der Gemeinde leben, durchdringen sich die Erfahrungen wechselseitig, so dass die Gemeinde schließlich auch Sozialisationsumwelt ist. Der Ansatz der sozialökologischen Sozialisationsforschung versucht, diesen Zusammenhang systematisch zu erfassen.