In den vergangenen 20 Jahren wurden die Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe vor allem unter dem Blickwinkel einer gesunden und ausgewogenen Ernährung betrachtet. Die anhand wissenschaftlicher Befunde abgeleiteten Ernährungsempfehlungen sind beeindruckend. Sie haben nur einen Haken: Kaum jemand richtet sich danach. Der Trend in der Bevölkerung geht in Richtung "Gesund essen statt Gesundheit leben". Lebensmittel sollen nicht mehr nur Energie und Nährstoffe liefern, sondern dem Bedürfnis vieler Verbraucher nach Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit Rechnung tragen.
Das derzeitige Angebot dieser nährstoffangereicherten Produkte ist qualitativ und quantitativ sehr uneinheitlich. Selbst dem aufgeklärtesten Verbraucher muss es Schwierigkeiten bereiten, aus dem schier unendlichen Angebot an Nahrungsergänzungen Produkte auszuwählen, die nach Art und Umfang der Anreicherung geeignet sind, seine individuelle Nährstoffzufuhr zu verbessern. Auch die Flut von Botschaften, die mittels Werbung zum Verbraucher transportiert wird und an dessen Gesundheitsbewusstsein appelliert, kann von ihm nicht korrekt und umfassend ausgewertet werden. Deshalb lautet die Leitfrage dieser Arbeit: Beeinflusst eine vorhandene bzw. nicht vorhandene "hauswirtschaftliche Qualifikation" die Verarbeitung der Vielzahl von Verbraucherinformationen und damit letztlich den Umgang mit Nahrungsergänzungspräparaten in Familienhaushalten?
In dieser Arbeit werden die Ergebnisse einer qualitativen Studie vorgestellt, deren Ziel es ist, den Umgang mit Nahrungsergänzungspräparaten in Familienhaushalten ganzheitlich und problemorientiert zu erfassen. Die Befragung zeigt eindeutig, dass bei allen Befragten ein Informationsdefizit über diese Produkte und deren Wirkung besteht. Besonders die Frauen mit hauswirtschaftlicher Qualifikation fordern mit Nachdruck eine bessere Information der Verbraucher über Nahrungsergänzungspräparate; denn der steigenden Vielfalt dieser Produkte auf dem Markt mit mangelnder Transparenz muss begegnet werden. Diese große Auswahl an Nahrungsergänzungspräparaten im kaum zu überschauenden Lebensmittelmarkt stellt große Ansprüche an die Orientierungsfähigkeit und die Kenntnisse der VerbraucherInnen. Aus der Notwendigkeit zur verstärkten Risikoreduktion beim Kaufentscheid resultiert ein erhöhter Informationsbedarf in Abhängigkeit von Kenntnissen und Wertehaltungen.
Der Verbraucher muss Gefahren für seine Gesundheit bei der Verabreichung von Nahrungsergänzungspräparaten erkennen und berücksichtigen und gerade deshalb spielt die Vermittlung von Handlungskompetenzen bezüglich des Umganges mit solchen Produkten im Rahmen einer Prävention die entscheidende Rolle.