Emotionale Gesichtsausdrücke und die emotionale Färbung gesprochener Sprache spielen eine bedeutende Rolle in der zwischenmenschlichen Kommunikation. Sie geben Hinweise auf die Empfindungen des Gegenübers und steuern oft auf subtile Weise den Umgang untereinander.
Diese Art der nonverbalen Kommunikation kann nicht nur beim Menschen beobachtet werden, sondern findet sich auch im Tierreich. Dieses spricht für eine genetische und neuroanatomische Basis dieser Leistung. Gestützt wird diese Annahme durch eine Reihe von Studien, die nach Hirnschäden Beeinträchtigungen im Erkennen emotionaler Signale beschreiben. Dabei kann es zu generellen, aber auch zu hochselektiven Ausfällen kommen. Die neuroanatomischen Grundlagen, auf denen die Verarbeitung emotionaler Signale beruht, sind aber noch weitgehend unbekannt. Es ist deshalb von Interesse, die neurologischen Grundlagen der Verarbeitung und Produktion emotionaler Gesichtsausdrücke und emotionaler Intonation in gesprochener Sprache genauer zu untersuchen.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die neuroanatomischen Grundlagen des Erkennens der von Ekman (1976) angenommenen 6 Grundemotionen (Freude, Trauer, Wut, Angst, Ekel und Erstaunen) näher zu beschreiben. Weiterhin soll dem Zusammenhang zwischen dem Erkennen und dem Empfinden von Emotionen nachgegangen werden. Es gibt Hinweise, dass die Verarbeitung der Emotion Angst eng mit der Amygdala verknüpft ist, die Verarbeitung der Emotion Ekel dagegen soll mit den Basalganglien assoziiert sein.
Es wurden 4 Studien durchgeführt. In diesen Studien wurden Patientengruppen untersucht, die aufgrund ihrer besonderen Neuropathologien bestimmte Störungen in der emotionalen Verarbeitung erwarten lassen. Die ersten beiden Studien konzentrierten sich auf die Verarbeitung der Emotion Ekel. In der ersten Studie wurden Patienten mit Chorea Huntington untersucht, einer neurodegenerativen Erkrankung, die besonders die Basalganglien betrifft. In der zweiten Studie wurden Patienten mit Zwangsstörung untersucht. Auch bei dieser Erkrankung wird angenommen, dass die Basalganglien und frontostriatale Regionen in Mitleidenschaft gezogen sind. Die Studien 3 und 4 beschäftigen sich insbesondere mit der Rolle der Amygdala in der Emotionsverarbeitung. In Studie 3 wurden Schizophrenie-Patienten untersucht. Diese Gruppe ist deshalb interessant, weil morphometrische Analysen Volumenreduktionen im Bereich der Amygdala nachwiesen. In Studie 4 wurde der Frage nachgegangen, inwieweit Emotionen subcortikal verarbeitet werden können.