Erste experimentell-neuropsychologische Studie zu unmittelbaren kognitiv-mnestischen Effekten einzelner Phasen der elektrischen Vagusnerv-Stimulation (VNS) bei erwachsenen Epilepsiepatienten. In einem umfangreichen Theorieteil werden die komplizierten neuroanatomischen und physiologischen Voraussetzungen der VNS sowie die überraschende psychophysiologische Relevanz des Vagussystems für kognitive Leistungen erarbeitet. Im Rahmen einer computergestützten Testung wurde - nach der hier erstmals vorgeschlagenen Synchronisation von Stimulationssystem und Testrechner - eine getrennte Auswertung von Reaktionszeiten für On- und Off-Phasen sowie eine kontrollierte Taktung der akuten Stimulationsphasen in bestimmte Stadien eines Gedächtnisexperimentes möglich (Darbietung versus Behaltensintervall), ohne dass der Patient die entsprechenden Zusammenhänge erkennen konnte. Es fanden sich einzelne komplexe Effekte der akuten Stimulationsphasen auf die Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistungen, die eine gezielte Einwirkung auf kognitive Prozesse über den Vagusnerv prinzipiell möglich erscheinen lassen. Jedoch scheint VNS im Sinne der hier untersuchten klinisch üblichen, hochamplitudigen Stimulation insgesamt kaum klinisch relevante kognitive Effekte aufzuweisen; dies entspricht auch den Langzeitbeobachtungen mit validen psychologischen Maßen. Möglichkeiten einer zukünftigen Optimierung des Verfahrens im Hinblick auf psychologische Therapieeffekte - zum Beipiel durch die Reduktion der Stimulationsstärke - werden vor dem erarbeiteten theoretischen Hintergrund diskutiert.