Sowohl chronische als auch akute Schädigungen des Gehirns ziehen psychomotorische Störungen nach sich, die sich zugleich in kognitiv-emotionalen und in motorischen Defiziten äußern. Als Beispiele solcher Störungen wurden in dieser Arbeit an Mongolischen Rennmäusen die chronische Beeinträchtigung durch isolierte Aufzucht und die akute Schädigung durch eine einmalige Methamphetamingabe am Tag 14 untersucht. Im Mittelpunkt der Betrachtung stand dabei der Caudatus-Putamen (CPu) als zentrales Gehirngebiet, in dem subkortikale Einflüsse mit Verrechnungsergebnissen aus assoziativen und motorischen kortikalen Regionen zusammenkommen.
Drei Afferenzen des CPu wurden untersucht:
Die kortikostriatale Projektion des FR2-Kortex wurde mittels Biocytin-Tracing bei Rennmäusen aus Käfig- oder Gehegeaufzucht, jeweils unbehandelt oder mit Methamphetamin behandelt, am Tag 90 verglichen. Es stellte sich heraus, dass die striatalen Efferenzen aus äußeren Kortexlaminae bei methamphetaminbehandelten Tieren spärlicher sind als bei Kontrolltieren. Im Vergleich der behandelten Käfigtiere mit ihren Kontrolltieren konnte dieses Ergebnis statistisch bestätigt werden.
Die dopaminerge Innervation des CPu wurde zwischen Gehege- und Käfigtieren mithilfe von immunhistochemischer Darstellung des Dopamintransporters (DAT) verglichen. Das Ergebnis ist, dass die Dopaminfaserdichte bei Käfigtieren um rund 9 v.H. geringer ausfällt als bei Gehegetieren.
Die Serotonininnervation des CPu wurde bei Methamphetamin-geschädigten oder unbehandelten Gehege- und Käfigtieren durch Serotonin-Immunhistochemie dargestellt und quantitativ erfasst. Die chronische Deprivation durch isolierte Aufzucht bewirkte, dass die Faserdichte im dorsomedialen und tendenziell im dorsolateralen Bereich des CPu höher ist. Demgegenüber steigert die frühkindliche Methamphetamingabe, wenn sie zur isolierten Aufzucht hinzutritt, die Serotoninfaserdichte im ventromedialen und ventrolateralen Bereich.
Die Ergebnisse lassen sich vergleichen mit Befunden und Hinweisen zu psychomotorischen Störungen beim Menschen. So kann die fehlerhafte kortikostriatale Verbindung, die in der Biocytinstudie aufgedeckt wurde, als Störung im postnatalen Umbau der kortikalen Efferenzen aufgefasst werden; sie ähnelt dem "Dyskonnektionssyndrom", das als Erklärung menschlicher Schizophrenie postuliert wird. Die verringerte striatale Dopamininnervation bei Käfigtieren, die mit erhöhtem Umsatz und entsprechend erhöhter Ansprechbarkeit einhergehen dürfte, und die dichtere Serotonininnervation, die einen gesenkten Umsatz bewirken dürfte, lassen sich ebenfalls mit den Symptomen psychomotorischer Störungen in Verbindung bringen. Diskutiert wird besonders, wie aus kortikostriatalen Schleifen, die auf diese Weise ins Ungleichgewicht gebracht wurden, stereotypes Verhalten entstehen kann.