Die Dissertation stellt ein Modell der Konzeptualisierung des Dimensionsadjektivs "groß" im Sprachproduktionsprozess vor. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie ein kognitives System eine sprachliche Äußerung konstruiert und ob diese Äußerungen den überindividuellen syntaktischen und semantischen Strukturen einer Sprachgemeinschaft im Sinne einer 1:1-Abbildung entsprechen oder ob die Entsprechungen lediglich Oberflächenphänomene sind, die keinen generellen Rückschluss auf die individuelle Konzeptualisierung im Sprachproduktionsprozess zulassen.
Ein wesentlicher Unterschied zu bislang bekannten Sprachproduktionsmodellen ist darin zu sehen, dass Lernprozesse in das Modell integriert werden, die das Zusammenspiel von Wissensaufbau und Wissensabruf berücksichtigen. Es wird gezeigt, dass die Konstruktion einer adjektivischen Wissensstruktur als komplexeres Gebilde sich mit Hilfe von Verarbeitungsinstrumentarien (Tools) nachvollziehen lässt. Aufgrund der Annahme solcher kognitiver Verarbeitungsinstrumentarien wird ein neues methodisches Vorgehen gewählt, die Produktion eines Adjektivs als individuelle Konstruktion subsymbolisch zu modellieren.
Die Darstellung der Konzeptualisierungsphase des Sprachproduktionsprozesses des Dimensionsadjektivs "groß" erfolgt interdisziplinär auf der Grundlage von Befunden aus der Psycholinguistik, der Sprachentwicklung und der Neurophysiologie. Es werden die Vorzüge des konnektionistischen gegenüber dem symbolischen Ansatz dargestellt. Die Prozesse des Wissensaufbaus und der Wissensnutzung mit Hilfe der Tools werden in verteilt konnektionistischen Netzwerken simuliert. Für die Perzeptions- und Kognitionsphase werden Simulationen zur Größenkonstruktion und Objektklassifikation mit Hilfe des Backpropagation-Verfahrens im Multilagenperzeptron durchgeführt. Die Prozesse der Bezugssystemsausbildung sowie die Verlaufssimulationen zur Produktion von Äußerungen mit dem Dimensionsadjektiv "groß" erfolgen mit Hilfe der selbstorganisierenden Kohonen-Karten.
Es wird gezeigt, dass zwei als Oberflächenerscheinungen vollkommen verschiedene sprachliche Äußerungen auf ein gemeinsames kognitives Prinzip zurückführbar sind. Die Simulationen dieser kognitiven Prinzipien zum Wissensaufbau und der Wissensnutzung stellen einen Ansatz dar, die Ausbildung von Bezugssystemen und die Konzeptualisierungsleistungen eines individuellen sprachverarbeitenden Individuums in Computermodelle zu integrieren.