Es wird versucht, mittels der Katecholaminbestimmung aus Urinproben unblutig und schmerzfrei unter Trainings- und Wettkampfbedingungen Aussagen zur Muskelfasertypisierung und zur psychischen Belastung der Spitzenspieler im Beach-Volleyball zu erhalten.
Die Literatursichtung zum Thema Beach-Volleyball hat gezeigt, dass die Sportart in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung von ihren Anfängen als Freizeitsportart bis zur Integration in die Olympischen Spiele genommen hat. Die sportwissenschaftlichen Untersuchungen haben viele wichtige Aussagen zur Belastungsstruktur der Sportler in der Turnier-Situation ermöglicht. Vor diesem Hintergrund erscheint es notwendig, durch eine sportartspezifische Untersuchung Grundlagen für eine sportartbezogene Trainingsempfehlung zu schaffen. Für vorliegendes Untersuchungsvorhaben wurden Erkenntnisse zum Einfluss des Vegetativen Nervensystems auf die körperliche Leistungsfähigkeit genutzt, die in anderen olympischen Disziplinen gewonnen worden sind, deren Leistung mit Stoppuhr oder Maßband objektiviert werden kann. Auf dieser Basis war es möglich, ein Untersuchungsdesign zu entwickeln, das auch Beach-Volleyballern einen sportartnahen Einblick in ihre Sympathikusaktivierung unter Trainings- und Wettkampfbedingungen ermöglicht. Gleichzeitig können die Untersuchungsergebnisse zur Muskelfasertypisierung genutzt werden.
An der Untersuchung haben insgesamt 13 Spieler freiwillig teilgenommen. Sie waren in der Saison 2000 Mitglieder der 24 professionelle Mannschaften umfassenden Deutschen Beach-Volleyball Rangliste und nahmen regelmäßig am Beach-Cup und an D2-Masters-Turnieren teil.
Die Urinabgabe zur Bestimmung der Katecholamin-Konzentrationen erfolgte bei den Turnieren des German-Beach-Cups 2000 und der D2-Masters 2000 sowie unter Trainingsbedingungen. Dabei wurden die Athleten aufgefordert, mindestens 3 Lauftests mit identischer Belastungsgestaltung in einem Zeitraum von 2 Wochen durchzuführen.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Beach-Volleyballer, genau so wie dies vorher an Athleten aus anderen olympischen Sportarten gezeigt werden konnte, in der Wettkampfsituation mit einer erheblichen Steigerung der Sympathikusaktivität kämpfen mussten. Von den hier erfassten 13 Athleten zeigen 9 Athleten als Ausdruck einer hohen psychischen Belastung NA/A-Quotienten unter 3. Bei den meisten Athleten zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen Trainings- und Wettkampf-Quotienten. Hier können die Katecholamin-Werte eine gute Orientierungshilfe für die Trainings- und Wettkampfbetreuung darstellen. Die unter Trainingsbedingungen auf dem Laufband erhobenen Untersuchungsergebnisse zeigen, dass von den 13 erfassten Athleten 5 dem Sprintertyp und 1 Athlet dem Ausdauertyp zuzuordnen sind. 3 Athleten weisen eine ausgeglichene Rekrutierung roter und weißer Fasern auf, die in Anlehnung an die Leichtathletik als Mittelstreckler bezeichnet werden. 2 Athleten liegen im Grenzbereich zwischen Sprinter und Mittelstreckler. 2 Athleten werden aufgrund ihres Katecholaminverhaltens zwar dem Ausdauertyp zugeordnet, hiermit aber kommt ein Rekrutierungsverhalten zustande, das auf die ungünstig geringe Sympathikusaktivierung unter Trainingsbedingungen zurückzuführen ist. Der besondere Charakter der Belastungsstruktur des Beach-Volleyball lässt erwarten, dass man in dieser Sportart vornehmlich Sprintertypen zum Erfolg führen kann. Der in der Untersuchung aufgrund seines Noradrenalin-Anstiegsverhaltens eindeutig dem "Ausdauertyp" zugeordnete Athlet zählt entgegen dieser Erwartung zu den außerordentlich erfolgreichen Spielern im deutschen Beach-Volleyball.
Die Muskelfasertypisierung mittels der Katecholamin-Untersuchung stellt nicht nur für den Trainer im Hochleistungsbereich ein interessantes Hilfsmittel dar. Es bedeutet auch für die Entwicklung der Sportart und Förderung der Nachwuchsarbeit einen Gewinn.
Während die in der Sportart Beach-Volleyball bisher aktiven Athleten überwiegend (im Rahmen vorliegender Untersuchung zu 100 Prozent) aus der Sportart Hallen-Volleyball zum Beach-Volleyball gewechselt haben, könnte die zukünftige Entwicklung der Sportart auch Athleten aus anderen Disziplinen rekrutieren und ihnen erfolgreiche Karrieren ermöglichen. Hierzu wird es sich dann als hilfreich erweisen, wenn man mit einem einfachen Untersuchungsverfahren Aussagen zur Muskelfasertypisierung des Athleten geben kann.
Trainingsformen im Beach-Volleyball, von denen vornehmlich der Sprintertyp profitiert, müssen für den Ausdauertyp gezielt verändert werden. Auch für die eigene Nachwuchsarbeit mit jungen Sportlern, die sich von vornherein für Beach-Volleyball entschieden haben, könnte auf dieser Basis eine typgerechte, erfolgversprechende Arbeit erfolgen. Ohne das Katecholaminverfahren wäre eine solche muskeltyporientierte, individuell gestaltete Trainingsarbeit nicht denkbar, da bisher nur die unangenehme Muskelbiopsie als Untersuchungsverfahren zur Verfügung steht. Die in der Sportpraxis häufig eingesetzten sogenannten sportmotorischen Tests sind sehr fehleranfällig und bei koordinativ wenig geschulten Athleten kaum aussichtsreich einsetzbar.
Die in der Untersuchung beobachtete Diskrepanz zwischen NA/A-Quotienten im Wettkampf und im Training bei einigen Spielern zeigt, dass auch die Sportart Beach-Volleyball von Erfahrungen anderer Sportarten im Umgang mit der psychischen Belastung des Wettkampf-Geschehens profitieren könnte.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Katecholaminbestimmung unter Trainings- und Wettkampfbedingungen im Beach-Volleyball ein hilfreiches Instrument zur effizienten Auswahl geeigneter Trainingsmaßnahmen und einer erfolgversprechenden Wettkampfbetreuung darstellt.