Einleitung/Hintergrund:
Dieselmotoremissionen (DME) sind nach IARC als "wahrscheinlich humankanzerogen" eingestuft. Epidemiologische Forschungslücken bestehen in der Quantifizierung der Exposition, der Kontrolle von Confounding (v.a. Rauchen) und der Untersuchung besonders hochbelasteter Populationen, zu denen Bergarbeiter zählen (Hauptemittenten von DME sind Großlader und Sprenglochbohrwagen). Primäres Ziel der Studie ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen DME und Lungenkrebsmortalität.
Material/Methoden:
In einer historischen Kohortenstudie wurden 6079 Kalibergarbeiter aus dem Südharzrevier von 1970 bis 2001 verfolgt. Einschlusskriterium war eine mindestens einjährige Berufstätigkeit nach 1969 (Umstellung auf Dieseltechnologie). Die Berufsvorgeschichten und das Rauchverhalten wurden aus arbeitsmedizinischen Akten erhoben und zusätzlich bei 3087 Teilnehmern durch Interviews validiert. Repräsentative Dieselrußkonzentrationen in den Tätigkeitsgruppen wurden mit den Tätigkeitsjahren multipliziert (kumulative Exposition). In der Auswertung erfolgte ein externer Vergleich der Mortalität der Kohorte mit der Allgemeinbevölkerung (standardisierte Mortalitätsratio/SMR) und ein interner Vergleich hoch- und niedrigbelasteter Tätigkeitsgruppen (Cox-/Poisson-Regression). Im internen Vergleich ist für das relative Risiko (RR) ein Cutpoint von 4.9 [mg/m³]*Jahre definiert, was einer 20jährigen Exposition in der am höchsten belasteten Tätigkeitsgruppe entspricht. Die RR sind nach Alter und Rauchverhalten adjustiert und zusätzlich auf der Grundlage von Dosis-Terzilen und -Quintilen berechnet.
Ergebnisse:
Die Erfassung von Vitalstatus und Todesursachen liegt bei 98,1 Prozent. Die Validierung der Exposition zeigt insgesamt eine gute Übereinstimmung, während die Rauchangaben eher auf Unterschätzung durch die Aktendaten schließen lassen. Die SMR-Analyse ergibt keine Risikoerhöhung für Lungenkrebs. Im internen Vergleich zeigen sich überwiegend moderate Risikoerhöhungen für die Lungenkrebssterblichkeit, die bei dichotomer Exposition bis zu 1.5 [0.7-3.1] in der Gesamtkohorte und 1.8 [0.8-4.0] in der Subkohorte reichen. Bei zusätzlicher Adjustierung der Länge des Follow-Up steigen die RR signifikant an. Die Analyse mit Dosis-Terzilen bestätigt die Befunde durch eine nicht-signifikante Dosis-Wirkungsbeziehung in einer Subkohorte mit besonders gut beschriebener Exposition (N=3335), in der überdies eine 10jährige Latenzzeit berücksichtigt wird. Die Quintilenberechnungen zeigen bereits ab der kumulativen Exposition (CE) von 2.7 [mg/m³]*Jahre grenzwertig signifikante Risikoerhöhungen über die Risikoverdopplung hinaus (RR 2.5 [1.0-6.0]).
Diskussion/Schlussfolgerungen:
Die Befunde sind mit der Literatur konsistent. Die Ergebnisse dieser Studie sprechen aus probabilistischer Sicht für humankanzerogene Wirkungen durch DME, da sie in allen Berechnungen und Sensitivitätsprüfungen des maßgeblichen internen Vergleichs Risikoerhöhungen zeigen. Sie geben Anlass, Präventionsmaßnahmen zur Senkung von Partikelemissionen zu forcieren.