1985 erklärte die UNESCO das historische Stadtzentrum der brasilianischen Metropole Salvador zum "Weltdenkmal der Menschheit". Die damit verbundene finanzielle Unterstützung führte zu einer massiven Intervention der lokalen Planungsbehörden mit dem Ziel, das innerstädtische Slumgebiet in ein kommerzielles, auf den Tourismus ausgerichtetes Geschäftsviertel ohne lokale Wohnbevölkerung umzuwandeln. Die alteingesessene Bevölkerung wurde zu diesem Zweck mit einer geringen Entschädigung ausgestattet aus den historischen Wohngebäuden vertrieben.
Im Zentrum der vorliegenden Untersuchung stehen der durch die Restaurierung ausgelöste urbane Konflikt und die Frage nach den Faktoren, die die Stabilität des sozialen Systems der historischen Altstadt aufrechterhalten. Analysiert werden sowohl soziale Beziehungen zwischen den sozial und phänotypisch unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen untereinander im historischen Zentrum, als auch die Beziehungen zwischen den für die Restaurierung verantwortlichen politischen Akteuren und den einzelnen lokalen Bevölkerungsgruppen. Die empirischen Ergebnisse, die generelle Aussagen über den Grad der sozialen und politischen Integration der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in das soziale System des historischen Viertels als auch in das soziale System der Stadt als übergeordnete Ebene zulassen, werden abschließend in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt und als Ausprägung der historisch-politischen Entwicklung Brasiliens interpretiert.