Das Internet ist mit den konventionellen Medien nicht vergleichbar und es eröffnet für seine Nutzer völlig neue Perspektiven, die sich durchaus auch für das Praxisfeld der Gesundheitsberatung erschließen lassen. Die vorliegende Arbeit nimmt das beschriebene Spannungsfeld aus Möglichkeiten und Grenzen auf, stellt die Nutzer des Gesundheitswesens in den Mittelpunkt der Überlegungen und eruiert, welche Maßnahmen und Lösungsansätze zur Freisetzung der vorhandenen Potentiale für die Gesundheitsberatung erforderlich sind. Sie geht der Frage nach, welche Rolle die Neuen Medien zukünftig im Gesundheitswesen spielen werden und wie die internetgestützte Gesundheitsinformation und -beratung in der Beratungslandschaft insgesamt zu positionieren ist. Darüber hinaus wird konkret verdeutlicht, welche Voraussetzungen eine nutzerfreundliche Gesundheitswebsite im Idealfall erfüllen sollte und welche Veränderungen erforderlich sind, um die Qualität bzw. den Nutzwert einzelner Angebote zu verbessern und dem gesamten Angebotsspektrum eine übersichtliche Gesamtkontur zu verleihen. Hierzu werden zunächst theoretische Grundlagen der Gesundheitsberatung und der computervermittelten Kommunikation zusammengetragen und mit einschlägigen Studien zur Internetnutzung in Verbindung gebracht.
Um den Praxisbezug der daraus abgeleiteten konzeptionellen Überlegungen sicherzustellen, werden neben den theoretischen Ansätzen auch konkrete Praxiserfahrungen einbezogen. Zu diesem Zweck wurden insgesamt vierzehn verschiedene Gesundheitswebsites in Bezug auf ihre strukturellen Rahmenbedingungen, Umsetzungsprozesse und die Ergebnisqualität der einzelnen Angebote systematisch evaluiert. Konkret handelt es sich um Modellprojekte zur unabhängigen Patientenberatung, die im Rahmen einer Gesetzesnovelle aus dem Jahr 2000 von den Spitzenverbänden der Krankenkassen gefördert wurden. Mit ihrem breiten Themenspektrum und unterschiedlichen methodischen Vorgehensweisen stellen sie ein hochinteressantes Experimentierfeld dar und bieten zahlreiche Antworten und Lösungsansätze für die oben angedeutete Fragestellung.
Somit handelt es sich bei der vorliegenden Dissertation einerseits um eine konzeptionelle Arbeit, die Überlegungen zur Qualitätssicherung von internetgestützten Angeboten der Gesundheitsberatung anstellt und Handlungsempfehlungen für eine konstruktive Gestaltung der Versorgungslandschaft entwickelt. Andererseits beinhaltet sie jedoch auch einen empirischen Teil, der neben der Darstellung und Interpretation quantitativer wie qualitativer Untersuchungsschritte auch einen Beitrag zur Methodenentwicklung bei der Evaluation von Gesundheitswebsites leistet. Dabei fließen durch eine interdisziplinäre Herangehensweise Aspekte aus verschiedenen Wissenschafts- und Erkenntnisbereichen in das Konzept ein. So spielen medienwissenschaftliche und pädagogische Aspekte ebenso eine Rolle wie technische, rechtliche, ökonomische, psychologische oder medizinische Fragen. Somit folgt die Arbeit der Public-Health-Tradition und verknüpft das breite perspektivische Spektrum der unterschiedlichen gesundheitsrelevanten Disziplinen und Professionen.