Die vorliegende Dissertation widmet sich dem Setting Hochschule. Vor dem Hintergrund, dass an Hochschulen junge Menschen zu Wissenschaftlern von morgen sowie zu Arbeitskräften in überwiegend verantwortungsvollen Stellungen, als Führungskräfte und Entscheidungsträger ausgebildet werden, sind Studierende als Zielgruppe für Gesundheitsförderung besonders interessant. Deshalb liegt der Fokus dieser Arbeit auf dieser größten Statusgruppe im Setting Hochschule.
Die Arbeit ging der zentralen Forschungsfrage nach, ob Gesundheitszirkel, welche seit den 80er Jahren im Setting Betrieb erfolgreich eingesetzt werden, ein geeignetes Instrument sind, um Studierende an der Gestaltung gesundheitsförderlicher Strukturen im Setting Hochschule zu beteiligen. Hierzu wurde im Rahmen eines Modellprojektes "Gesundheitszirkel für Studierende", gefördert von der Landesunfallkasse NRW und der Universität Bielefeld, ein Zirkel mit Studierenden initiiert.
Zu diesem Forschungsansatz hinführende Fragestellungen bezogen sich zum einen auf die Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Studierenden. Anhand vorliegender Forschungsergebnisse erfolgte die Ermittlung gesundheitlicher Ressourcen und Risiken dieser Zielgruppe. Zum anderen wurde untersucht, inwieweit ein Bedarf an Gesundheitsförderung bei den Studierenden besteht. Ein nächster Schritt beleuchtete das Setting Hochschule. Insbesondere wurde überprüft, welche Aktivitäten der Gesundheitsförderung bereits bestehen, um aufzuzeigen, welche Potentiale das Setting bietet. Ein dritter Schritt stellte das Konzept der Gesundheitszirkel vor und erläuterte den bisherigen Einsatz, auch im Setting Hochschule.
Als Methodik kam das oben schon erwähnte Modellprojekt "Gesundheitszirkel für Studierende" zur Durchführung. Auf einer konzeptuellen Grundlage, eingebunden in die Strukturen der Gesundheitsförderung der Universität, wurden unter Leitung eines Moderatorenteams, Zirkelsitzungen mit Studierenden durchgeführt. Die Evaluation der Zirkelsitzungen erfolgte mit Hilfe eines Fragebogens und eines leitfadengestützten Interviews. Die Gesamtevaluation des Projektes orientierte sich an den drei Dimensionen der Qualitätsprüfung und -bewertung von Dienstleistungen: Struktur-, Prozess- und Ergebnisevaluation. In die Gesamtevaluation flossen alle Ergebnisse des Modellprojektes ein:
- Prozesse des Zirkels, die Dokumentation der Zirkeltreffen,
- die vom Zirkel erarbeiteten Vorschläge,
- Ergebnisse aus dem Fragebogen und den leitfadengestützten Interviews,
- Umsetzung der Zirkelergebnisse durch den Steuerkreis Gesundheit und die dafür eingerichtete Arbeitsgruppe,
- und die Umsetzung der Vorschläge.
Die Untersuchung der Studien zur Gesundheit von Studierenden ergab, dass Studierende unter Belastungen leiden und mit Beschwerden darauf reagieren. Es konnte ein deutlicher Bedarf an gesundheitsfördernden Maßnahmen festgestellt werden. Die genaue Betrachtung des Settings Hochschule zeigte ein großes Potential an Möglichkeiten der Förderung der Gesundheit seiner Mitglieder. Doch insbesondere die größte Statusgruppe wird von bisherigen Maßnahmen kaum erreicht, weswegen hier Handlungsbedarf besteht. Die Diskussion der Evaluation des Modellprojektes ergab, dass die erstmalige Adaptierung des Konzeptes der Gesundheitszirkel auf die Zielgruppe der Studierenden als gelungen bezeichnet werden kann. Die Übertragung auf andere Hochschulen wird unter Berücksichtigung der Besonderheiten dieser Zielgruppe empfohlen.
Ein die Arbeit abschließender Ausblick zeigt den weiterhin bestehenden Forschungsbedarf auf. Vor dem Hintergrund der Veränderungen im Setting Hochschule in der Vergangenheit und in Zukunft, wird ein Monitoring nach amerikanischem Vorbild überlegt, um beispielsweise auf Veränderungen im Gesundheitsverhalten rechtzeitig und angemessen reagieren zu können. Auch sind intensivere Analysen mit größeren Stichproben notwendig, um fundiertere Aussagen über die Studierenden treffen zu können. Das Potential, welches Hochschulen und die Studierenden selbst bilden, sollte in Zukunft stärker genutzt werden. Gesundheitszirkel bieten hierfür eine von vielen denkbaren Möglichkeiten. Doch auch beim Gesundheitszirkelkonzept besteht weiterhin Forschungsbedarf. So sind andere Zirkel zum Beispiel auf Fakultätsebene auf ihre Wirkung hin zu überprüfen. Deshalb schließt die Arbeit mit Schlussfolgerungen für den zukünftigen Einsatz von Gesundheitszirkeln im Setting Hochschule.