Die übergeordnete Zielsetzung der Arbeit besteht darin, die elementare Relevanz und Managementnotwendigkeit des zunehmend ausschlaggebenden Produktionsfaktors Wissen im Innovationsprozess am Beispiel der Automobilindustrie zu untersuchen. Dabei fließen die im Hause DaimlerChrysler gemachten praktischen Erfahrungen des Autors konsequent in den hierfür entwickelten theoretischen Bezugsrahmen ein, sie beeinflussen so maßgeblich die Untersuchungsergebnisse der Arbeit. Entgegen dem Wissensmanagement-Mainstream wurden im zweiten Kapitel ganz bewusst längst etablierte theoretische Zugänge gewählt, um so die elementare Bedeutung des Faktors Wissen für den Innovationsprozess zu exemplifizieren und eine in sich konsistente Argumentationsbasis für den weiteren Verlauf der Untersuchung aufzubauen. Die auf dieser Grundlage hergestellte Interdisziplinarität entspricht nicht nur einem wesentlichen Charakteristikum des Innovationsphänomens, sondern stellt auch eine der größten Herausforderungen und Defizitquellen in der heutigen Unternehmenspraxis dar: die oft unbewusste und fast immer unreflektierte Produktion von Wissenspathologien und deren Auswirkungen im Entscheidungsprozess des Innovationsmanagements. Ziel des dritten Kapitels ist es, den bereits angedeuteten Zusammenhang zwischen Wissen und Lernen ausführlicher zu untersuchen. Hierzu erscheint es erforderlich, Wissen und Lernen in seinen verschiedenen Formen und Ebenen differenziert darzustellen, um so die Grundlage für die im vierten Kapitel zu entwickelnden Wissensmanagement-Instrumente im Innovationsprozess zu schaffen.
Ein weiteres Ziel der Arbeit besteht in der via Sekundärforschung in Kapitel 5 und 6 erfolgten Darstellung von "Best Practices" innerhalb und außerhalb der Automobilbranche. Sie haben die Aufgabe, erfolgreiche und dem Forschungsziel dienende Praxisbeispiele zur Untermauerung der theoretischen Konzeption zu liefern. Während bei den brancheninternen Befunden im Rahmen weniger, ausführlicher Fallstudien (BMW, Toyota, VW) die automobile Wissensmanagementpraxis untersucht wurde, verfolgen die vergleichsweise kürzeren Fälle im branchenexternen Umfeld eher das Ziel, die Notwendigkeit des branchenübergreifenden Lernens an 14 Fallbeispielen zu exemplifizieren (Bertelsmann, Hoffmann-LaRoche, Kodak, 3M, Phonak, Andersen Consulting, Arthur D. Little, McKinsey, ABB, GE, HP, Motorola, Siemens, Sony). In Anbetracht der bewussten Inkaufnahme einer mehr oder weniger guten Vergleichbarkeit mit der in dieser Arbeit im Vordergrund stehenden Automobilbranche wird mit diesem Vorgehen das Ziel einer möglichst pragmatischen Darstellung der vielen attraktiven Wissensmanagement-Praxismöglichkeiten favorisiert.
Weitere empirische Befunde konnten im Wege der Primärforschung in Kapitel 7 eingefangen werden: Sie dienen der Aufdeckung, Erklärung und Typologisierung von Wissenspathologien; sie wurden im wesentlichen aus Beobachtungen im interdisziplinären Innovationsprozess bei DaimlerChrysler heraus gewonnen. Die so hergestellte Interaktion zwischen theoretischen Konzepten und praxeologischen Befunden dient dem Ziel, maßgeschneiderte Instrumente zum Management von Wissen im Innovationsprozess zu entwickeln.
Ganz im Interesse der Orientierung am State-of-the-Art besteht ein weiteres Ziel der Arbeit darin, künftige Entwicklungen innerhalb des hier vorgestellten Untersuchungsfeldes vorzustellen. Dadurch soll es möglich sein, frühzeitig neue Herausforderungen in das Management von Wissen zu integrieren. Die drei wesentlichen Zukunftsfelder konzentrieren sich auf den Bereich der Wissensarbeit einschließlich einer kritischen Würdigung von Tele- und Teamarbeit (Kapitel 3), der Neukonfiguration der Automobilindustrie und schließlich des Automobils als zunehmend wissensbasiertes Produkt per se (Kapitel 5).