Die vorliegende Dissertation untersucht, inwiefern die Teilnahme an Jugendszenen den Einzelnen bei der Konstruktion seiner Identität beeinflussen kann. Der Fokus liegt dabei auf zwei modernen Identitätsstrategien, Patchwork und Otakismus, die dem Einzelnen eine sowohl an die lebensweltlichen Umstände als auch an seine individuellen Ressourcen und Bedürfnisse angepasste Art der Lebensführung ermöglichen.
Während sich die Untersuchung der Patchwork-Identität auf Heiner Keupps Identitätstheorie stützt, wird mit der Otaku-Identität eine bisher weder hinreichend definierte noch empirisch untersuchte Form der alternativen Identitätsfindung thematisiert. Anders als der "Patchworker", der die Möglichkeiten der globalisierten Lebenswelt in besonderem Maße zu nutzen weiß und seine Identität aus der ihn umgebenden Vielfalt und Ambiguität konstruiert, ist der "Otaku" darum bemüht, die Angebotsvielfalt der pluralisierten Lebenswelt auf einen winzigen Ausschnitt zu reduzieren und sich so darin zu orientieren. Er fixiert sich auf ein konkretes Interesse, auf eine Leidenschaft, und richtet sein ganzes Leben danach aus. Durch diese Fixierung und die damit verbundene Abwendung von weiten Teilen seiner Lebenswelt schafft er überschaubare, beherrschbare Erfahrungsräume.
Patchwork und Otakismus werden als zwei diametral entgegengesetzte Varianten des Umgangs mit modernen und komplizierten Lebensverhältnissen betrachtet, die zwei Pole einer modernen Identitätsbildung darstellen. Auf dieser Grundlage widmet sich die Dissertation der Beantwortung der zentralen Fragen, inwieweit Patchwork und Otakismus tatsächlich eine moderne Lebensführung unterstützen und wie Szenen die Identitätskonstruktion von Individuen beeinflussen können.