Schädigende Umwelteinflüsse können zu massiven Störungen der Hirnreifung führen. Störungen im limbo-präfrontalen System, welches als das höchste assoziative System des Gehirns gilt, werden mit verschiedenen psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. An unserem Tiermodell (Meriones unguiculatus) konnte durch frühere Arbeiten gezeigt werden, dass sowohl eine chronische Schädigung in Form der restriktiven Isolationsaufzucht als auch eine akute Schädigung in Form der einmaligen Methamphetamin-Intoxikation am postnatalen Tag 14 Einfluss nehmen auf die Reifung der Monoamine Dopamin (DA) und Serotonin (5HT) im präfrontalen Kortex und Nucleus accumbens.
Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss dieser beiden experimentellen Parameter auf die postnatale DA und 5HT Reifung in der Formatio hippocampalis zu untersuchen und darüber hinaus ein Gesamtbild der Veränderungen dieser Monoamine innerhalb des limbo-präfrontalen Systems zu erstellen.
Insgesamt zeigt sich, dass beide Transmitter, DA und 5HT, in allen untersuchten Arealen des limbo-präfrontalen Systems in ihrer postnatalen Reifung stark beeinflusst werden. Insbesondere die strukturellen Veränderungen der DAergen Projektionen im limbo-präfrontalen System weisen auf eine, sich im Laufe des Reifungsprozesses entwickelnden, Imbalance innerhalb dieses Systems hin, die in Form einer Hypoinnervation des präfrontalen Kortex und einer Hyperinnervation des entorhinalen Kortex und der Amygdala auftritt. Lokale Veränderungen der monoaminergen Innervation können sowohl die Aktivitäten innerhalb der einzelnen Regionen als auch die Konnektivität zwischen den einzelnen Arealen beeinträchtigen und somit die Funktion des Gesamtsystems erheblich stören. Unsere Befunde unterstützen aktuelle Modellvorstellungen zur Schizophrenie, die eine Hypoaktivierung des präfrontalen Kortex und eine Hyperaktivierung limbischer Areale postulieren.