Die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Situierte Kommunikationsoptimierung in einem kooperativen Städtebauprojekt" widmet sich der Beschreibung einer in der Praxis durchgeführten Kommunikationsoptimierung und ihrer Ergebnisse. Bei dem begleiteten Städtebauprojekt handelt es sich um eine Wohnsiedlung in Bielefeld. Von November 2003 bis April 2006 kooperierte ich mit Mitarbeitern der Stadt Bielefeld und einer Marketingagentur, zwecks Implementierung und Optimierung eines Bonuspunktesystems für umweltverträgliches und energiesparendes Bauen. Ziel dieser Kommunikationsoptimierung war, neben der Herbeiführung von Verbesserungen im konkreten Optimierungsfeld, neue Erkenntnisse für zukünftige, ähnlich geartete Projekte zu generieren. Das erwähnte Bonuspunktesystem sollte durch eine Broschüre den Bauinteressenten vorgestellt werden. Die Optimierung bezog sich in der Folge auf die Erstellung einer geeigneten Broschüre und berücksichtigte zudem deren Eingliederung in eine größere Kommunikationskette. In der Vergangenheit waren viele Optimierungsversuche im Bereich der Verwaltungskommunikation tendenziell erfolglos, da sie sich primär auf textimmanente Kriterien konzentrierten. Der hier verfolgte situierte Optimierungsansatz verlässt diese eindimensionale Sichtweise, die die Welt der Kommunikation quasi noch als Scheibe zu betrachten scheint und macht sich auf zur Erkundung und Erfassung eines multi-dimensionalen Kommunikationsuniversums. Hierzu gilt es, den Untersuchungsfokus adäquat auf Texte, Interaktionspartner, kognitive Prozesse und Wissenszustände, Handlungsziele und Handlungssituationen zu verteilen. Dieser Ansatz ist zwar aufwändiger als die bloße Begutachtung von Texteigenschaften, doch nur er kann der Komplexität von im Alltag eingebetteter Kommunikation gerecht werden. Zur stringenten Forschungsdurchführung diente ein Untersuchungsdesign. Da es sich um ein Bauvorhaben handelt, bei dem Kommunikation zwischen einer Bauverwaltung und bauinteressierten Bürgern stattfindet, lässt sich diese Untersuchung unter dem Dach der Bürger-Verwaltungs-Kommunikation ansiedeln. Diese Zuordnung kann verfeinert werden, wie sich alsbald herauskristallisierte. In der Literatur findet sich oft der Hinweis, dass Behörden in der Regel eine Monopolstellung für ihren Aufgabenbereich einnehmen und dass grundsätzlich zwischen Klienten unterschieden werden kann, die verpflichtet sind, sich an eine Verwaltung zu wenden, und solchen, die aus eigenem Interesse an sie herantreten. Dem soll nicht widersprochen werden, doch ein zentraler Aspekt dieses Projektes ist es, zunächst einmal bei Bürgern Interesse zu wecken, damit sie an eine Behörde herantreten, um später zu Klienten zu werden. Auf kommunaler Ebene haben Verwaltungen nicht immer eine Monopolstellung inne, sondern sie stehen mit anderen Gemeinden in einem Wettbewerbsverhältnis. Im vorliegenden Fall sollen Bauinteressenten geworben werden, die innovative Bautechniken realisieren möchten. Bürger-Verwaltungs-Kommunikation findet hier zunächst auf einer Marketingebene statt, bevor dann jene Form greift, die durch Gesetze und Verträge geregelt wird. Die für dieses Projekt realisierte Ist- und Zielanalyse offenbarte, dass neben der Bürger-Verwaltungs-Kommunikation und dem Marketing, auch Eigenschaften der Technischen Dokumentation eine Rolle spielen, denn es sollen spezifische Bautechniken den Bürgern näher gebracht werden. Befragungen bezüglich des zu erwartenden Vorwissens zeigten, dass viele Bautechniken einer breiteren Bevölkerungsschicht eher ungeläufig sind. Für die zu erstellende Broschüre bedeutet das, den Schwerpunkt auf die verständliche Aufbereitung der technischen Inhalte zu legen, um nicht von vornherein eine Abwehrhaltung bei den Rezipienten hervorzurufen. Zu diesem Zweck muss auch der Gegenstandsbereich der Kommunikation - ökologische Bautechniken - analysiert werden. Zur weiteren Förderung der Verständlichkeit, aber auch um den Wissensstand und die Überzeugungen der Rezipienten zu verändern, wurde die Broschüre in bestehende bzw. noch zu schaffende Kommunikationsstrukturen eingebunden. Dazu gehören u.a.
- ein Projektbüro, dessen Mitarbeiter weitergehende Beratung leisten sollen,
- Informationsabende mit Bauexperten zur Vertiefung von Punkten, die aus Selektionsgründen in der Broschüre nur am Rande erläutert werden, und
- Internetangebote, die hinsichtlich ihrer Seriosität geprüft worden waren (zumeist staatliche und kommunale Förderprogramme).
Neben den konkreten Ergebissen der Optimierung wird auch auf die Schwierigkeiten eingegangen, empirische Forschung im Rahmen eines praktischen Arbeitsprojekts durchzuführen. Die in dieser Arbeit erzielten Ergebnisse und Erfahrungen können als Grundlage für weitere Untersuchungen in diesem Bereich dienen.