Das Thema Leistungssteigerung und Verletzungsprophylaxe im Wettkampfsport rückt im Zuge der zunehmenden sportlichen Professionalisierung in der Trainingssystematik und -steuerung in allen spitzensportlichen Bereichen in den Vordergrund. Eine besondere Brisanz erlangte diese Thematik durch die größte Pferdesportveranstaltung in Deutschland dieses Jahrzehnts, den Weltreiterspielen 2006 in Aachen. Der Pferdesport genoss bei den Weltreiterspielen eine bis dahin nie da gewesene mediale Aufmerksamkeit. Nicht nur im Hinblick auf die Weltmeisterschaften 2006, sondern auch bedingt durch die Tatsache, dass es eine enorme Leistungsdichte im internationalen Sport gibt, mussten Veränderungen in der Trainingssystematik getroffen werden, um ein erfolgreiches Abschneiden bei internationalen Wettkämpfen auch in Zukunft zu gewährleisten. Aufgrund der aufgeführten Problematik und mit Blick auf die Weltreiterspiele 2006 in Aachen bestand aus sportwissenschaftlicher Sicht eine dringende Notwendigkeit für eine sportartspezifische Leistungsdiagnostik zur Überprüfung der physischen und psychischen Leistungsfähigkeit der Voltigierer mit einem daraufhin erstellten individuellen Trainingsplan für 45 Landes- und Bundeskaderathleten. Die Probanden wurden in einem Zeitraum von einem Jahr begleitet. Die Untersuchungsreihe beinhaltete Leistungsdiagnostiken zu Beginn und zum Ende der Vorbereitungsphase mit einem zwischenzeitlichen individuellen Trainingsplan. Darüber hinaus wurden zu ausgewählten Trainings- und Wettkampfzeitpunkten Katecholaminmessungen durchgeführt. In verschiedenen Etappen wurden mithilfe von Fragebögen sportmedizinische und trainingsrelevante Daten erfasst. Sinnvoll erschien in diesem Zusammenhang die Beantwortung der Fragestellung, ob und inwiefern ein auf objektiven Parametern gestütztes Training zusätzliche Effekte hinsichtlich der Leistungssteigerung geben und inwieweit Überlastungssyndromen und Sportverletzungen durch verbesserte konditionelle Fähigkeiten präventiv entgegengearbeitet werden kann. Aufgrund der vorliegenden Untersuchungsergebnisse lässt sich folgendes Profil für Spitzenvoltigierer erstellen:
Voltigierer verfügen über ein hohes Maß an Gleichgewicht und Beweglichkeit. Das vorhandene Muskelkorsett ist für die auftretenden mechanischen Belastungen und konditionellen Anforderungen unzureichend. Verglichen mit verwandten Sportarten schneiden Voltigierer insbesondere bezogen auf die relative Maximalkraft schlechter ab. Wird ausschließlich die Athletik betrachtet, besteht hier noch ein hohes Potenzial für eine Leistungsentwicklung.
Einzelvoltigierer im Spitzensport Voltigieren rekrutieren im Training in der Regel rote bzw. rote und weiße Muskelfasern und sind demnach überwiegend als Mittelstreckler- bzw. Ausdauertypen zu charakterisieren. Um einen höchstmöglichen Trainingseffekt zu erzielen, sollten die Übungseinheiten auf den Muskelfasertyp abgestimmt sein. Das von ZIMMERMANN entwickelte Verfahren zur Bestimmung des Muskeltyps über den Cat-Q NA/A ist in modifizierter Form auch im Voltigiersport anwendbar.
Im sportartübergreifenden Vergleich fällt auf, dass Voltigierer wie andere Sportarten im Wettkampf mit einer hohen Sympathikusaktivität zu kämpfen haben. Es ist deshalb über geeignete Maßnahmen zur Stressbewältigung nachzudenken.