Seit den 80er Jahren wird eine intensive Diskussion über die Sicherheitsanforderungen geführt, die die Übertragung von Infektionskrankheiten - insbesondere vor dem Hintergrund der Therapie der Hämophilie - für die Patienten ausschließen können. Die Europäische Kommission hat mit der EG-Richtlinie 89/381 vom 14. Juni 1989 zur Festlegung besonderer Vorschriften für Arzneimittel aus menschlichem Blut oder Plasma festgelegt, dass die Mitgliedstaaten die sachdienlichen Maßnahmen treffen, damit Selbstversorgung gefördert wird.
Der Ansatz einer systemischen Analyse in Kombination mit der Entwicklung von Szenarien im Sinne von Handlungsalternativen ermöglicht der hier vorliegenden Arbeit, den Themenbereich Plasmamanagement vor dem Hintergrund der Selbstversorgungsdebatte qualitativ anders zu betrachten, als dies bisher geschehen ist. Durch die Analyse von Wirkungszusammenhängen im System wurde die Basis dafür geschaffen, die Wirkungsweise potentieller Handlungsalternativen zu untersuchen, wobei die Wirkungsrichtung im Vordergrund der Analyse steht.
In Kenntnis der Produktionstechnologie von Plasmaprodukten - Kuppelproduktion - ist eine Herausforderung an das Plasmamanagement, wie auf relative Knappheiten der zukünftigen und neuen Driving Force(es) reagiert werden kann, wobei darauf hingewiesen sei, dass es Selbstversorgung per se nicht gibt oder geben kann. Selbstversorgung ist immer auf ein bestimmtes Produkt zu beziehen. Ist erst einmal Selbstversorgung für Faktor VIII erreicht, wird ein anderes Plasmaprodukt aus dem Stream of Products zur Driving Force werden.
In dem Spannungsfeld zwischen Therapiestandard und Selbstversorgung wird eine einzige Handlungsalternative nicht zu einer pareto-optimalen Lösung führen, weil entweder das Ziel der Selbstversorgung verletzt oder die Therapieziele nicht erreicht würden.