Die vorliegende Dissertation befaßt sich mit dem Thema Risikowahrnehmung und Regulierung gentechnisch veränderter Pflanzen (GVP). Ein besonderer Beitrag dieser Arbeit ist die Erforschung der Besonderheiten von Entwicklungsländern beim Umgang mit modernen Risiken, ein in der Risikoforschung kaum untersuchtes Forschungsterrain. Mit Brasilien wird zum ersten Mal ein Schwellenland in seiner politischen, rechtlichen und naturwissenschaftlichen Auseinandersetzung um die Gentechnik betrachtet.
Als theoretischer Rahmen dient die Cultural Theory. Schwerpunkt ist die Interaktion von Interessengruppen, Institutionen und Vermittlungsinstanzen. Demnach beruht die Kontroverse um GVP auf drei konfligierenden Weltbildern: Individualismus, Hierarchie und Egalitarismus (Kulturtypen).
Methodisch dienen als Forschungsquellen Befragung, Fachliteratur, Dokumente und Printmedien. Die Befragung richtet sich an Schlüsselpersonen der Kontroverse. Befragt werden Betreiber (Unternehmensvertreter und Leiter von Projekten mit GVP), Regulatoren (Mitglieder der Nationalen Biosicherheitskommission - CTNBio) und Betroffene (NROs). Der Zeitraum der Beobachtung reicht von Juni 1996 (Gründung der CTNBio) bis Juli 1998 (erster Antrag auf Anbau einer GVP). Zusätzlich wird der Disput um die Inverkehrbringung des herbizidresistenten Roundup-Ready-Sojas bis Dezember 1999 durchleuchtet.