Im Rahmen der Geschichte spezifischer Motive des Kynismus und der Dekadenz versteht sich diese Arbeit als literaturwissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Vergleich zweier Fins de siècles und ihrer herausragenden literarischen Produkte: Joris-Karl Huysmans Là-bas für das ausgehende 19. Jahrhundert und Michel Houellebecqs Les particules élémentaires für das ausgehende 20. Jahrhundert. Das Schlüsselmotiv, welches zum Vergleich ansteht, ist die Krise der Spiritualität - Spiritualität nicht als Eskapismus verstanden, sondern als Wahrnehmung der Einheit von Materie und Geist bei betonter Bindung an die materialistische respektive naturalistische Moderne. Darüber hinaus widmet sich diese Arbeit der metatextuellen Qualität und intertextuellen Verfasstheit der zur Diskussion stehenden Werke.
Über die Einordnung in den philosophischen Diskurs entwickeln wir negative Spiritualität nicht als philosophisches System, sondern als semantische Kategorie, die einen nichtreduktiven Blick auf den Zusammenhang von Sprache und Wirklichkeit erlaubt. Dieses geschieht in Absetzung zu den großen "negativen" Theorien des 20. Jahrhunderts: Adornos negativer Dialektik und Derridas Dekonstruktion. Nicht Unversöhntheit von Begriff und Sache soll betont und somit einer Reduktion auf die formal-sprachliche Klammer Vorschub geleistet werden, sondern eine Identitätsanschauung von Subjekt und Objekt in nicht-reduktiver Parallelität entwickelt werden.
Diese Arbeit will die Struktur einer solchen semantischen Transsignifikation in den besprochenen Werken aufspüren und somit eine neue literaturwissenschaftliche Kategorie skizzieren. Diese Kategorie verdankt sich einer kritischen Revision der ästhetischen Reflexionen Batailles, Adornos und vieler mehr.