Die verlagsunabhängige Etablierung eines neuen Open Access Journals erfordert neue redaktionelle Modelle. Ein Weg, neue redaktionelle Modelle zu erproben, ist die Etablierung von Redaktionstandems zwischen Fachwissenschaftlern und Bibliothekaren.
Die Universität Bielefeld arbeitet aktiv am Ausbau innovativer Publikationsmodelle, u.a. auf Open Access Basis. Zu nennen ist hier etwa das Open Access E-Journal "Brains, Minds & Media". Die Zeitschrift wird herausgegeben von Fachwissenschaftlern des Bielefelder Lehrstuhls für Neurobiologie und gefördert durch die Initiative Digital Peer Publishing (DiPP NRW, MWF) sowie durch die Universität Bielefeld. Neben klassischen Artikeln werden auch Materialien publiziert, wie Visualisierungen und Simulationen. Sowohl das Gutachterverfahren als auch der Publikationsprozess werden mithilfe eines elektronischen Systems abgewickelt, das durch das Hochschulbibliothekszentrum NRW (HBZ) als drittem Partner bereitgestellt und an die speziellen Erfordernisse des Journals angepasst wird. Ein neuartiges Redaktionstandem, gebildet aus Fachwissenschaftlern des Lehrstuhls für Neurobiologie und Mitarbeitern der Universitätsbibliothek Bielefeld, betreut die Zeitschrift vor Ort.
Der Beitrag beschreibt eingehend die Struktur, die Aufgabenverteilung und die Erfahrungen des Redaktionstandems mit einem gemeinsamen Workflow, in dem beide Seiten die ihnen eigenen Expertenaufgaben übernehmen. Die Fachwissenschaftler akquirieren und betreuen die Autoren der scientific community von der Einreichung des Papers über die Organisation des Peer-Review-Verfahrens bis zur Veröffentlichung. Beide Seiten des Redaktionstandems arbeiten gemeinsam an den Kriterien für eine Formatvorlage, die eine reibungslose elektronische Weiterverarbeitung mit der Einbindung multimedialer Applikationen verbindet, und überprüfen einen jeden eingereichten Artikel auf Formatkonsistenz und -kompatibilität.
Die Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Bielefeld flankieren diese Aktivitäten durch bibliothekarisches Know-How: so geschieht die Erschließung der Forschungsbeiträge ebenso auf Bibliotheksseite wie deren aktive Vermittlung, etwa durch Platzierung in einschlägigen Datenbanken und Meldung an fachspezifische und allgemeine Online-Suchdienste.
Die Synergien aus dem Fachwissen der Wissenschaftler und der Informationsvermittlung durch die Bibliothek können helfen, nachhaltige Strukturen zu etablieren und so eine hohe und dauerhafte Präsenz des Journals zu erzeugen.