Die Problemwahrnehmung interkultureller Konflikte wird gemeinhin nach einer kurzen Kenntnisnahme des Ausländeranteils und entsprechender Lehrerurteile als existent angenommen. Bekannt ist, dass häufig Ethnisierungen ganz normaler Konflikte zwischen den Kindern bzw. Jugendlichen in einer Schulklasse stattfinden, d.h. interpersonelle Konflikte werden ethnisch gedeutet. Weniger bekannt ist allerdings, dass die Wahrnehmung interkultureller Konflikte offenbar sehr stark perspektivenabhängig ist bzw. auch eine sehr hohe Varianz aufweist. In einer Studie an 7800 Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I, ca. 4000 Eltern und rund 400 Lehrerinnen und Lehrern konnte gezeigt werden, dass die Beurteilungen der interkulturellen Konflikthaltigkeit in allen befragten Gruppen stark variiert und für ein und dieselbe Schulklasse stark auseinanderklaffen kann. Als Konsequenz für die Beratungspraxis werden mehrperspektivisch angelegte Problemfragebögen zur Erfassung der interkulturellen Konflikthaltigkeit empfohlen.