Seit den 90er Jahren hat sich die Betriebliche Gesundheitsförderung als notwendiger Bestandteil betrieblichen Handelns etabliert. Dennoch sind es immer noch relativ wenige Unternehmen, die sich mit der Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter systematisch beschäftigen. Ein entscheidender Faktor für die Einführung und Umsetzung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements ist die Akzeptanz der Führungskräfte. Ihre Haltung gegenüber Konzepten der Gesundheitsförderung ist neben ihrer anerkannten Schlüsselrolle für die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wesentlich. Dass Führungskräfte einen großen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Beschäftigten haben, ist mittlerweile hinreichend wissenschaftlich belegt (vgl. Nieder, 2000; Stadler u.a., 2004; Badura u.a., 2008). Bisher gab es aber noch keine Untersuchung, die sich damit befasst hat, wie Führungskräfte selbst ihren Einfluss auf die Gesundheit ihrer Beschäftigten wahrnehmen bzw. beschreiben.
Die vorliegende Dissertation widmet sich den subjektiven Sichtweisen von Führungskräften bezogen auf ihre Rolle für die Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Im Rahmen einer qualitativen Studie – konkret in leitfadengestützten Interviews – wurden Führungs- und Fachkräfte aus sechs Unternehmen und drei verschiedenen Hierarchieebenen (vom Geschäftsführer bis zum Teamleiter bzw. Vorarbeiter) nach ihren persönlichen Einstellungen befragt. Es ging vor allem darum, wie sie selbst ihren Einfluss auf die psychischen und physischen Arbeitsbedingungen der Beschäftigten wahrnehmen.
Die Studie erbrachte einige sehr interessante und auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnisse. Dazu gehört beispielsweise, dass Führungskräfte aller Hierarchieebenen für sich selbst einen sehr großen Einfluss auf das Betriebsklima wahrnehmen. Gleichzeitig wichen viele aber der Frage nach der Verantwortung für die Gesundheit der Beschäftigten aus oder lehnten eine solche Verantwortung sogar ab – obwohl sie gleichzeitig einen Zusammenhang zwischen Betriebsklima und Beschäftigtengesundheit sahen. Andere Aussagen der Führungskräfte sind z.B. im Zusammenhang mit bereits bestehenden Erkenntnissen und Modellen, wie dem Vier-Ebenen-Modell gesundheitsförderlichen Führens (Spieß u.a., 2007), zu betrachten und geben Hinweise auf Bereiche, in denen Führungskräfte wissenschaftlich belegte Einflussmöglichkeiten auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, diese aber kaum wahrnehmen.
Insgesamt erbrachte diese qualitative Studie weiterführende Erkenntnisse zur Thematik "Führung und Gesundheit", deren Berücksichtigung wertvolle Hinweise für die erfolgreiche Einführung und dauerhafte Implementierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements liefert.