Die Art und Weise, wie Menschen miteinander interagieren, ist seit langem Gegenstand interdisziplinärer Forschung. Die vorliegende Arbeit greift auf diese Ergebnisse und Methoden unterschiedlicher Forschungs- und Fächertraditionen zurück, um so den Gegenstand des "Interaktionalen Planens" als einer speziellen Form der Interaktion angemessen untersuchen zu können.
Dazu wurde das eigens für diese Studie erstellte Korpus von face-to-face-Interaktionen (FTF) und computervermittelten Interaktionen (CVK), in denen Versuchspersonen eine ge-meinsame Aufgabe mit Planungsanteilen (das gemeinsame Erstellen eines PowerPoint-Vortrages) bearbeiteten, zunächst mit Hilfe der Gesprächsanalyse untersucht, bis ein Hand-lungsschema des Gesprächstyps abgeleitet werden konnte.
Nach der Einleitung wird im 2. Kapitel der Begriff "Interaktionales Planen" hergeleitet und definiert, unter Rückgriff auf die bereits etablierten Planungsbegriffe aus Philosophie, funktionaler Pragmatik, Handlungstheorie und Psychologie. Dabei konnte ein Desiderat der Beschreibung von Planungshandlungen auf der Meso-Ebene des Gesprächs festgestellt werden. Auf dieser Ebene setzt das Konzept des Interaktionalen Planens an.
Anschließend werden die für diese Arbeit relevanten Befunde aus der CVK-Forschung, wobei auch die Erforschung der Telefonkommunikation als "historischem Vorläufer" der CVK mit berücksichtig wird, dargestellt. Weitere Schwerpunkte dieses Kapitels bilden die interdis-ziplinären Strömungen der computer supported cooperative work (CSCW) und der human computer interaction (HCI) sowie die Befunde aus Soziologie und Linguistik. Aus dem Studi-um der Literatur geht hervor, dass häufig Befunde aus einer Disziplin nicht in eine andere übertragen werden. Dies gilt insbesondere für den Bereich der Methoden, der daher mit dieser Arbeit erweitert werden soll.
Kapitel 4 enthält die Befunde zum kooperativen Schreiben. Aus diesem Forschungsfeld stammt der wichtige Hinweis, auf verschiedene Arbeitsweisen in den Interaktionen zu achten. Außerdem ist diese Forschungstradition im Gegensatz zu den bisher genannten theoretischen Säulen diejenige, die hauptsächlich mit qualitativen Methoden arbeitet und somit auch für die methodische Ausrichtung der vorliegenden Arbeit essentiell war, welche daran anknüpfend im 5. Kapitel erläutert wird. Hier wird zunächst die Kombination quantitativer und qualitativer Verfahren thematisiert, bevor das für diese Untersuchung spezifische Setting vorgestellt wird.
Die verwendeten Interaktionen fanden unter quasiexperimentellen Bedingungen an der Universität Bielefeld mit studentischen Probanden statt. Sie wurden gebeten, gemeinsam mit einem zweiten Probanden eine PowerPoint-Präsentation zu erstellen, mit der sie die Univer-sität Bielefeld Studienanfängern vorstellen können. Ein Teil der Interaktionen (mit den Nummern 01 bis 10) wurde als FTF-Interaktion an einem Laptop gestaltet, der zweite Teil der Interaktionen wurde als CVK-Interaktion mittels einer Shared-Desktop-Umgebung und einer Audioverbindung zwischen zwei Büros mit Desktop-PCs realisiert. Die Interaktionen wurden mit Videokamera und Bildschirmaufzeichnungsprogrammen dokumentiert.
Im 6. Kapitel wird der qualitative Teil der Analyse präsentiert. Hier bildet eine Fallstudie der Interaktion 04 den Schwerpunkt. Davon ausgehend wurde das Handlungsschema entwickelt, das in Kapitel 6.4 zusammengefasst wird. Durch die qualitative Analyse konnte das Konzept des "Interaktionalen Planens" um die vier Ausdifferenzierungen Mikroplanung, Makroplanung, Arbeitsplanung und Vortragsplanung erweitert werden.
Anschließend wurde dieses Handlungsschema für die quantitative Analyse (hier deskriptive Statistik) und ein neues Visualisierungsverfahren aufbereitet. Die qualitativ entwickelten Ka-tegorien bilden also das Fundament für die quantitative Analyse, die wiederum die zuvor ermittelten Befunde stützen kann.
Im Kapitel 7 wird nun zunächst diese Methodik vorgestellt. Daran schließen sich die Ergebnisse der quantitativen Analyse und der Visualisierung an. In den beiden folgenden Kapiteln werden zum Einen der Vergleich der beiden Interaktionsbedingungen FTF und CVK und die Konsequenzen für die weitere Erforschung der CVK thematisiert. Zum anderen finden sich dort die Befunde zum interaktionalen Planen und die Konsequenzen für die weitere Erforschung von Planungshandlungen im Gespräch.
Da es sich bei beiden Interaktionsformen um mündliche Interaktionen handelte, wurden keine gravierenden Unterschiede hinsichtlich der Bearbeitungsdauer, der Vorgehensweisen der Probanden oder Ergebnisse der Interaktionen zwischen den Bedingungen erwartet. Dies konnte auch so gezeigt werden. Anschließend wurden die Interaktionen auf ihre Aussagekraft bezüglich des interaktionalen Planens hin analysiert. Hier konnten, wie erwartet, die vier spezifischen Planungsaktivitäten Mikroplanung, Makroplanung, Arbeitsplanung und Vor-tragsplanung auf ihr Vorkommen hin untersucht werden. Dabei zeigte sich, dass die Mikroplanung jeweils den größten Teil der Zeit beanspruchte, wohingegen Arbeits- und Vortrags-planung – insbesondere an den Gesprächsanfängen – nur selten auftraten.
Das letzte Kapitel enthält die Resultate der Studie im Überblick. Des Weiteren wird auf die spezifische Methodenkombination und deren Eigenschaften eingegangen und ein Ausblick gegeben auf mögliche weitere Untersuchungen anhand der erhobenen Daten.
Im Anhang schließlich befinden sich die Instruktionstexte und das Datenblatt für die Probanden, eine Übersicht über das Korpus mit allen Aufzeichnungen und deren Bearbeitungsstatus (Transkript, Annotation) sowie eine CD-ROM mit den von den Probanden erstellten Folien, den angefertigten Transkripten, den Annotations-Dateien sowie dem zur Visualisierung verwendeten PHP-Skript.