Streptococcus gallolyticus subsp. gallolyticus ist ein fakultativ pathogenes Bakterium, das schwerwiegende Erkrankungen wie die infektiöse Endokarditis, Meningitis und Sepsis in Mensch und Tier verursachen kann. Der Organismus wird im humanen Gastrointestinaltrakt als putativer Kommensale nachgewiesen, zeigt jedoch eine starke Assoziation mit kolorektalen Karzinomen. Unklar ist, ob eine Transmission zwischen Mensch und Tier möglich ist und inwiefern Tierpopulationen ein Reservoir für dieses Pathogen darstellen.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden zunächst alle in einer Streptokokken-Stammsammlung vorhandenen Isolate tierischer und humaner Herkunft, mittels sodA DNA-Sequenzierung und MALDI-TOF-MS, identifiziert. Die erhaltenen Daten zeigten eine ausgezeichnete Korrelation und wurden für eine phylogenetische Analyse der Stämme verwendet.
Die bestehende Taxonomie wurde bestätigt und es konnten 18 Stämme aus verschiedenen Stammsammlungen als taxonomisch falsch hinterlegt identifiziert werden. Weiterhin wurde die Voraussetzung geschaffen, um eine zuverlässige und kosteneffiziente Identifizierung des S. bovis / S. equinus Komplexes mittels der in der Routinediagnostik verwendeten MALDI-TOF-MS Methode zu ermöglichen.
Ferner wurde in dieser Arbeit das Genom eines hochvirulenten humanen S. gallolyticus subsp. gallolyticus Isolats sequenziert und analysiert. Es wurden entscheidende, für die bakterielle Pathogenität verantwortliche, Virulenzfaktoren identifiziert und in silico mit anderen S. gallolyticus subsp. gallolyticus Genomen verglichen. Darunter befinden sich putative Hämolysine, Kollagenadhäsine und Pilusproteine, die alle maßgeblich an der Infektionskaskade beteiligt sind. Erstmals konnte das Plasmid pSGG1 beschrieben werden, welches Träger einer Tetracyclinresistenz ist. Diese Informationen tragen zum Verständnis der Pathogenese von S. gallolyticus subsp. gallolyticus bei und dienten als fundamentale Grundlage für weitere durchgeführte Forschungsvorhaben.
Ausgehend von den gesammelten Genominformationen wurde in weiteren Arbeiten ein S. gallolyticus subsp. gallolyticus spezifischer Microarray entwickelt. Dieser sogenannte "GalloChip" detektiert 203 für Virulenz- und Antibiotikaresistenzproteine kodierende Gene und wurde erfolgreich für die Charakterisierung des vorhandenen Stammkollektivs eingesetzt. Die ermittelten Daten lassen unter anderem Rückschlüsse auf die Kollagenbindungsfähigkeit und damit die putative Virulenz zu.
Erstmalig wurde eine real-time PCR basierte Methode zum Nachweis von S. gallolyticus subsp. gallolyticus in Stuhlproben etabliert und angewendet. Erste Daten weisen auf eine hohe Kolonisierungsrate des humanen Gastrointestinaltraktes hin und unterstreichen den Bedarf einer umfassenden Studie zur Prävalenz von S. gallolyticus subsp. gallolyticus. Durch die Etablierung einer ERIC-PCR, einer rep-PCR und der erstmaligen Entwicklung eines S. gallolyticus subsp. gallolyticus spezifischen MLST-Schemas konnten Stämme in charakteristische Cluster eingeordnet werden. Es wurde gezeigt, dass keine signifikanten wirtsspezifischen Populationen nachweisbar sind. Damit konnte die Grundlage geschaffen werden, um epidemiologische Zusammenhänge zu analysieren und Infektionsketten zu erkennen.