Fragestellung: Die zentrale Fragestellung dieser Arbeit ist, ob es einen Einfluss des Erwerbslebens auf die Erwerbsminderungsrente (EM-Rente) wegen Rückenleiden gibt. Die zweite Frage ist, lassen sich zwei Datenquellen valide miteinander durch statistisches Matching kombinieren.
Daten: In der Arbeit werden zwei Datenquellen zur Analyse verwendet. Einmal der Längsschnittdatensatz "Vollendete Versichertenleben 2005" (n = 37716, davon 7372 EM-Renten) und der Querschnittsdatensatz "Erwerbsminderung und Diagnosen 2005" (n = 32792). In dem Längsschnittdatensatz sind die Diagnosen welche zu einer EM-Rente geführt haben nicht enthalten. Der Datensatz "Erwerbsminderung und Diagnosen" enthält keine Längsschnittinformationen zur Erwerbsbiographie. Deshalb wurden diese beiden Datensätze durch statistisches Matching miteinander kombiniert.
Methoden: Das zusammenfügen der Datensätze wird durch das propensity score Matching vorgenommen. Mit der linearen Regression wird der propensity score ermittelt und durch Nearest-Neighbor-Verfahren werden die Daten miteinander verbunden. Die Validierung des neuen Datensatzes erfolgt durch den Abgleich mit den beiden Original Datensätzen, sowie Häufigkeitsverteilungen aus der amtlichen Statistik.
Für die Analyse des Einflusse des Erwerbslebens auf die EM-Rente wegen Rückenleiden, werden die Variablen Klassifikation der Berufe (KldB88), Dauer der letzten Erwerbstätigkeit und Dauer der Arbeitslosigkeit verwendet. Zusätzlich wurde noch der Einfluss psychologischer Erkrankungen in Bezug auf Rückenschmerzen erfasst.
Für die Statistischen Auswertungen wurden logistische Regressionen und Kaplan-Meier angewendet. Sämtliche Auswertungen werden nach Geschlecht stratifiziert und für das Renteneintrittsalter adjustiert.
Ergebnisse: Der häufigste Beruf für EM-Rente war bei Männern Kraftfahrzeugführer, bei den Frauen waren es die Raum-, und Hausratsreiniger. Für die Kraftfahrzeugführer ergab sich ein OR von 1,6 (n=1016, 95%CI: 1,16-2,23). Für Raum-, und Hausratsreiniger war es 2,04 (n=1127, 95%CI: 1,56-2,67). Die Dauer der letzten Erwerbstätigkeit zeigte diagnosespezifische und geschlechtsspezifische Unterschiede auf. Die Dauer der Arbeitslosigkeit führte bei Frauen in der höchsten Dauer ("mehr als 5 Jahre") zu einer Risikoerhöhung für EM-Renten wegen Rückenleiden. Eine Risikoerhöhung durch psychische Erkrankungen in der Nebendiagnose konnte nicht festgestellt werden.
Diskussion: Ermittlung der Risikoberufe ist ein Ansatz zur Prävention um EM-Renten zu vermeiden. Der Beruf scheint in einem Zusammenhang mit der EM-Rente wegen Rückenleiden zu stehen. Es können Verzerrungen und Confoundern die nicht berücksichtigt wurden aufgetreten sein. Healthy worker Effekte oder andere Selektionsbias könnten die Ergebnisse verzerren. Durch das Matching selbst könnten Verzerrungen auftreten.