Wenn Philosophen auf Biologen treffen, kann dies zu erheblichen Spannungen führen. Das oft vorurteilsbeladende Halbwissen über die andere Disziplin wird für die Begegnung in Stellung gebracht. Dies geschieht entweder, um in das andere Gebiet einzudringen, oder um das Gegenüber an einem Eindringen in das je eigene Herrschaftsgebiet zu hindern. Dies gilt für beide Seiten: Für Philosophen, die sich der Biologie nähern, wie auch für Biologen, die sich der Philosophie zuwenden. Versucht man sich an einem Projekt, das beide Disziplinen berührt, befindet man sich mitten in der Schusslinie. Man stößt auf einige Schwierigkeiten, aber auch auf gelungene Kooperationen. Ziel der Anmerkungen ist keine theoretische Abhandlung über Wesen, Grenzen und Möglichkeiten der Interdisziplinarität. Anhand der Geschichte der Debatte über den tautologischen Charakter der Evolutionstheorie soll exemplarisch dargelegt werden, wie gelungene interdisziplinäre Zusammenarbeit aussehen kann und inwiefern gerade die Philosophie sich dadurch als Arbeit am Begriff im Reigen der Wissenschaft positionieren muss bzw. sollte.