Ziel der vorliegenden Evaluationsstudie war es, Nachweise für die Wirksamkeit eines Elterntrainings zur Optimierung häuslicher Lernsituationen zu erbringen. Eltern- und Schülerbefragungen zeigen, dass diese oft mit erheblichen Belastungen einhergehen und dass Eltern aufgrund gestiegener Bildungsaspirationen befürchten, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.
Basierend auf der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (2002) wurden Eltern Strategien vermittelt, die an den psychologischen Bedürfnissen ihrer Kinder nach Autonomie- und Kompetenzerleben sowie an dem Wunsch nach sozialer Eingebundenheit ansetzen und, darüber vermittelt, die Herausbildung eines positiven Selbstkonzeptes und selbstbestimmter Formen der Lernmotivation begünstigen. Der Fokus der vorliegenden Arbeit richtet sich auf den Aspekt der Kompetenzunterstützung. Zielgruppe der Evaluationsstudie waren Eltern von Kindern mit Lernschwierigkeiten, da davon auszugehen war, dass der Beratungsbedarf hier besonders groß ist.
Zur Überprüfung der Wirksamkeit wurde ein Design gewählt, das neben Prä- und Posttestvergleichen durch eine Follow-up-Erhebung auch Langzeiteffekte erfasst. Es wurden zwei Trainingsvarianten gegenübergestellt, die sich nicht im Inhalt, jedoch im Setting unterschieden: während die Präsenzgruppe sich zu wöchentlichen Sitzungen traf, wurde der Homegruppe das Trainingsmaterial in schriftlicher Form nach Hause zugesandt. Darüber hinaus wurde bei den Auswertungen die Art der Unterstützung, die vor Beginn des Trainings praktiziert wurde, durch die Typisierung „unterstützend“ vs. „überfordernd“ berücksichtigt.
Die Einschätzung des Instruktionsverhaltens beruhte auf drei Informationsquellen: der Bewertung der Kinder, der Selbstwahrnehmung der Mütter und der Auswertung videographierter Interaktionssituationen durch unabhängige Beobachter.
Mit der Teilnahme am Elterntraining konnten unterstützende Strategien aufgebaut und Sicherheit in Bezug auf die eigenen Kompetenzen vermittelt werden. Dabei hatte die Typisierung den erwarteten Einfluss auf die Ergebnisse während die Gruppenzuordnung zum Home- oder Präsenztraining keinen Effekt hatte.
Die Kinder profitierten von der Trainingsteilnahme ihrer Eltern in zweierlei Hinsicht: Ihre Selbsteinschätzung der mathematischen Kompetenzen wuchs und sie folgten zunehmend einem identifizierten Regulationsstil. Die Effekte waren auch nach Ablauf eines halben Jahres weitgehend sichtbar.