Ein bedeutender Fokus der zeitgenössischen Bildenden Kunst liegt auf der Beschäftigung mit Hintergründen, Inhalten, Methoden und Entwicklungen der Biowissenschaften.
Die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Das plastische Werk Patricia Piccininis im Kontext der Biowissenschaften" gibt einen exemplarischen Einblick in das Werk einer zeitgenössischen Künstlerin, der Australierin Patricia Piccinini, die sich in besonders intensiver Weise der künstlerischen Auseinandersetzung mit den genannten Themen widmet.
Die Dissertation beinhaltet eine ausführliche Darstellung und Interpretation des plastischen Werks der australischen Künstlerin von 1990 bis 2008. Um die Arbeiten der Künstlerin in einen größeren Kontext einzuordnen, steht zu Beginn der Arbeit eine umfangreiche, chronologisch aufgebaute, exemplarische Darstellung von Künstlern und Künstlerinnen, die sich in ihren Werken mit Themen und Methoden der Biowissenschaften seit Charles Darwin auseinandersetzen.
Der anschließenden Fokussierung auf Piccininis plastische Arbeiten liegt eine umfangreiche phänomenologische und hermeneutische Auseinandersetzung mit jedem einzelnen Werk zugrunde. Die inhaltlichen Verbindungen zu biologischen Themengebieten werden erläutert und analysiert.
Das umfangreiche plastische Œuvre Piccininis wird von der Autorin in die Bereiche "Technisierung der Natur" und "Naturalisierung der Technik" unterteilt. Ersterer umfasst das hyperrealistische plastische Werk, in dem die Künstlerin in Variationen auf die biotechnologische Beeinflussung von Lebewesen durch den Menschen verweist. Der zweite Bereich "Naturalisierung der Technik" umfasst Arbeiten, deren Formgebung sich am technischen Bereich des Fahrzeugbaus orientiert. Ursprünglich technische Formen werden modifiziert und erhalten organischen Charakter. Die inhaltliche Ausrichtung dieser Arbeiten bewegt sich häufig im Bereich zwischenmenschlicher Beziehungen.
Charakteristisch für die Plastiken Piccininis ist es, dass ihre thematische Ausrichtung sowie ihre formale und inhaltliche Ausarbeitung beim Betrachter emotionale Reaktionen hervorrufen, die als Initialisierung einer Auseinandersetzung mit den Hintergründen der Werke dienen können. Darüber hinaus zeichnet die äußerst intensive, stetige und umfassende Beschäftigung mit aktuellen Fragestellungen und Entwicklungen in der Biotechnologie das Werk der Australierin in besonderer Weise aus und setzt es von den Werken anderer Künstler und Künstlerinnen im selben Themengebiet ab.