"Umweltgerechtigkeit" als Themenfeld der Gesundheitsberichterstattung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Viele Studien belegen die sozialräumlich ungleiche Verteilung von umweltbezogenen Belastungen bzw. Ressourcen und häufiger sind sozial benachteiligte Menschen davon betroffen. Aus diesem Grund veranlasst die Stadt Frankfurt am Main die Durchführung einer Primärstudie zum Thema "Umwelt, Soziale Lage und Gesundheit bei Kindern in Frankfurt am Main" mit dem Ziel, Chancen(un)gleichheiten bei Kindern hinsichtlich Umwelt und Gesundheit unter Berücksichtigung der sozialen Lage untersuchen zu können. Mit bereits vorhandenen Aggregatdaten auf Stadtteilebene wird zunächst ein Umwelt- und Sozial- Index Modell entwickelt, das eine erste Einschätzung über die umwelt- und sozialbezogene Struktur der Stadtteile liefert und die datengestützte Auswahl von vier Erhebungsstandorten ermöglicht. In der anschließenden Vollerhebung (Gesamt: 5321 Kinder) in den vier Stadtteilen (Gallus, Höchst, Dornbusch und Bergen-Enkheim) mit quantitativem Querschnittsstudiendesign erfolgt die Datenerfassung mittels standardisiertem Fragebogen. Angaben der Eltern mit Kindern im Alter von 3-10 Jahren werden in der Befragung berücksichtigt, die vorwiegend durch Grundschulen und Kindergärten erreicht werden. Der Gesamtrücklauf beläuft sich auf 40,8%. Die Stichprobe entspricht bzgl. der Alters-, Geschlechts- und Stadtteilverteilung der Grundgesamtheit. Die soziale Lage in den Stadtteilen unterscheidet sich signifikant: Kinder der Stadtteile Gallus und Höchst sind häufiger benachteiligt. Auswertungen mit Bezug auf den Migrationshintergrund, die soziale Schichtzugehörigkeit und den Stadtteil zeigen signifikante Unterschiede u.a. beim subjektiven Gesundheitszustand, bei einzelnen Subskalen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, beim Gewichtsstatus, den Wohn- und Lebensbedingungen, bei der empfundenen Sicherheit im Stadtteil, bei der Lärmbetroffenheit und -belästigung, bei der empfundenen Luftverschmutzung, bei der Versorgung mit Grünflächen und bei der Zufriedenheit mit den Wohnbedingungen. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus, Kinder mit Migrationshintergrund und Kinder der Stadtteile Gallus und Höchst zeigen oftmals schlechtere Befunde. Zusammenhänge zwischen umwelt- und gesundheitsbezogenen Aspekten werden aufgezeigt. Des Weiteren wird dargestellt, inwiefern auch umweltbezogene Faktoren die Lebensqualität und den Gesundheitszustand der Kinder beeinflussen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch in Frankfurt am Main sozial benachteiligte Eltern mit ihren Kindern größeren Umweltbelastungen und schlechteren Wohnbedingungen ausgesetzt sind und ihnen weniger umweltbezogene Ressourcen zur Verfügung stehen. Die Daten können der Stadt Frankfurt am Main als Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen dienen, um in Frankfurt am Main mehr "Umweltgerechtigkeit" zu erzielen.