Trotz mehr als drei Jahrzehnten bevölkerungsweiter Toxoplasmosevorsorge für Schwangere in Österreich fehlen belastbare Zahlen zur Indizenz maternaler Infektionen. Aus dem Bundesland Oberösterreich wurden serologische Screeningtests von 63.416 Schwangeren im Zeitraum
vom 01.01.2000 bis 31.12.2007 untersucht.
Die beobachteten akuten Infektionen sind einer erheblichen Untererfassung unterworfen, weil nur bei 29,8 % der Schwangeren alle drei empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen eingehalten wurden. Anhand von zwei Regressionsanalysen wurde die Häufigkeit geschätzt: Eine indirekte
Methode auf der Grundlage von altersabhängigen Änderungen in der Seroprävalenz ergab eine Inzidenz von 0,5 % pro Schwangerschaft, jedoch sind erhebliche Bias zu beachten, die zu einer Überschätzung führen. Eine etwas weniger störanfällige, direkte Schätzung mittels Intervall-
zensierter Regression ergab eine Inzidenz von 0,17 % pro Schwangerschaft (95 % Konfidenzintervall: 0,13 – 0,21 %).
Analysen auf jahreszeitliche Trends weisen eine Häufung von Diagnosen in den Wintermonaten, wahrscheinlich infolge gehäufter Infektionen im Herbst, aus. Das ergibt einen Hinweis auf unbekannte oder unterschätzte Risikofaktoren.
Langjährige erhebliche Mängel des Vorsorgeprogramms infolge unzureichender Überwachung, Steuerung und Infrastruktur konnten aufgedeckt werden. Besonders nachteilhaft ist der Umstand, daß das Screening in vielen Fällen große Teile der Schwangerschaft („blinde Zeiträume“)
nicht erfaßt hat. Daher wurden viele akute Infektionen nicht zeitnah nachgewiesen und nicht noch in der Schwangerschaft frühzeitig einer prophylaktischen Behandlung zugeführt.
Handlungsbedarf für Entscheidungsträger des öffentlichen Gesundheitswesens in Österreich ist zu erkennen und dazu werden konstruktive Vorschläge gemacht.