Der vorliegende Beitrag untersucht die Potenziale der Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten für die Organisationsforschung und stellt die dafür erforderlichen Voraussetzungen heraus. Einer zunehmend steigenden Datennachfrage der Forschenden einerseits, steht andererseits eine tendenziell sinkende Bereitschaft von Organisationen, an wissenschaftlichen Untersuchungen teilzunehmen, gegenüber. Damit rückt die Frage nach einer nachhaltigen Nutzung von Forschungsdaten zunehmend in den Fokus der Organisationsforschung. Hieraus ergeben sich auch neue Anforderungen an den Umgang mit qualitativen Forschungsdaten. Vor diesem Hintergrund beschreibt der Beitrag die grundlegenden Merkmale der Sekundäranalyse qualitativer Interviewdaten, diskutiert ihre Potenziale und möglichen Anwendungsbereiche und skizziert die damit verbundenen methodologischen sowie datenschutzrechtlichen Herausforderungen. Anhand der qualitativen Betriebsbefragung des Teilprojektes B4 "Synchrone und diachrone Ungleichheitseffekte zeitweiser Entlassungen (Recalls)" wird ein Dokumentationsrahmen vorgestellt, der eine angemessene Kontextualisierung qualitativer Interviewdaten ermöglicht, die für eine langfristige Archivierung und Nutzbarmachung dieser Daten grundlegend ist.