Eine medizinische Rehabilitation bei Brustkrebserkrankten hat das Ziel, die durch die Erkrankung und damit verbundenen Therapien entstandenen Einschränkungen zu verbessern und die Funktions- und Leistungsfähigkeit der Betroffenen wiederherzustellen. Eine patientenorientierte Rehabilitation zielt darauf, das Wissen über die Krankheit und einen entsprechenden angemessenen Umgang zu vermitteln. Durch diese Maßnahmen werden die Eigenverantwortlichkeit und Selbstmanagementkompetenzen der RehabilitandInnen gestärkt. Neben funktionsorientierten Therapieangeboten während einer Rehabilitation werden vermehrt verhaltensorientierte Techniken eingesetzt. RehabilitandInnen sollen so gefördert und gefordert werden, damit sie einen gesunden Lebensstil zuhause nachhaltig umsetzen können. Allerdings gibt es bisher keine konkreten Empfehlungen, welche verhaltensorientierten Techniken zur Förderung eines gesunden Lebensstils bei Brustkrebserkrankten eingesetzt werden sollen.
Das Ziel ist die Überprüfung, inwieweit sich die Einstellung und das Verhalten der Rehabilitandinnen mit der Diagnose Brustkrebs hinsichtlich eines gesunden Lebensstils (gesunde ausgewogene Ernährung und regelmäßige sportliche Aktivität) in Abhängigkeit der Interventionen verändern. Können durch eine Standard-Rehabilitation langfristig Rehabilitationserfolge erreicht werden oder sind spezifische nachsorgebezogene Interventionen, die volitionale Strategien berücksichtigen, zusätzlich in der Rehabilitationsversorgung notwendig? Zudem wird ermittelt, welche Krebsdiäten die Studienteilnehmerinnen kennen und nutzen. Ob die Interventionen einen Einfluss auf den Wechsel von der inaktiven Phase (Stufe I bis III) des Transtheoretischen Modells (TTM) zu Beginn der Rehabilitation zur volitional-aktiven Phase des TTM (Stufen IV und V) zwölf Monate später bei Ernährung und Sport haben, wird ebenfalls analysiert.
Die Wirksamkeit der Interventionen wurde in einer vier-armigen randomisierten kontrollierten Interventionsstudie überprüft. In die Studie wurden insgesamt 1.143 Frauen mit der Diagnose Brustkrebs eingeschlossen. Zu Beginn der Rehabilitation wurden sie in eine der vier Studiengruppen individuell randomisiert. Die Interventionsgruppe 1 erhielt beide Interventionsmodule in Kombination (während der Rehabilitation: Modul A „Nachsorge-Planung“, und im Anschluss an die Rehabilitation: Modul B „Nachsorge-Umsetzung“). Die Interventionsgruppe 2 bekam das Modul A und Interventionsgruppe 3 das Modul B als einzelne Elemente. Alle Studienteilnehmerinnen wurden zu jedem Messzeitpunkt (Beginn & Ende einer medizinischen Rehabilitation; sechs und zwölf Monate später) mittels schriftlichem Fragebogen befragt. Unterschiede zwischen den Studiengruppen im Ernährungs- und Sportverhalten sechs und zwölf Monate nach Abschluss der Rehabilitation wurden mittels multipler linearer Regression ermittelt. Die Veränderungen im Zeitverlauf wurden anhand von Mehr-Ebenen-Modellen analysiert. Den Bekanntheitsgrad und Nutzerraten zu Krebsdiäten wurden deskriptiv und mittels Chi2-Test dargestellt.
Die INOP-Interventionen zeigten keinen Einfluss auf das Ernährungsverhalten. Es steigerte sich minimal im zeitlichen Verlauf, dies kann aber nicht auf die Interventionen zurückgeführt werden. Jede sechste der befragten Brustkrebspatientinnen gab zu Beginn der Rehabilitation an, von Krebsdiäten bereits gehört und 2% aller Befragten sagten, eine solche Diät genutzt zu haben. In Bezug auf die sportliche Aktivität erzielte das Modul „Nachsorge-Planung“ während der Reha plus das Modul „Nachsorge-Umsetzung“ drei Monate nach Abschluss der Rehabilitation die größten Effekte. Auch die alleinige Intervention während der Rehabilitation hatte einen Einfluss auf das sportliche Verhalten. Der einmalige Telefon-Kontakt im Anschluss an die Rehabilitation konnte jedoch die sportliche Aktivität der Rehabilitandinnen nicht beeinflussen. Einen Wechsel in den TTM-Stufen konnte weder bei der Ernährung noch bei der sportlichen Aktivität festgestellt werden.
Die empirischen Analysen verdeutlichen, dass ein verhaltensorientiertes Therapieangebot Modul A plus Modul B im Bereich der körperlichen Aktivität einen nachhaltigen Einfluss haben. Daher ist zu empfehlen ein solches volitional ausgerichtetes und unterstützendes Therapieangebot in die Routineversorgung zu implementieren. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen sollten im Bereich des Ernährungsverhaltens und in der Wirksamkeitsüberprüfung von Reha-Nachsorgeangeboten erfolgen.