Mit spezifischen Kreativitätstechniken kann das Kreativitätspotential von Individuen unterstützt und somit die Innovationskraft von Organisationen gesteigert werden. Kreativitätstrainings, die sowohl die Aktivierung von Wissen als auch die konzeptuelle Kombination fördern, zeigten in Metaanalysen die größten positiven Effekte auf die kreative Leistung. Visualisierungstechniken, wie die Mind-Map-Technik, fördern durch ihren netzartigen Aufbau, in dem gleichzeitig die Makrostruktur und die Details der Informationen sichtbar sind, genau diese beiden Phasen. Auch wenn Mind-Maps häufig als Kreativitätstechnik empfohlen werden, existieren bislang keine wissenschaftlichen Studien über ihre Effektivität im Hinblick auf kreatives Problemlösen. Diese wird in der vorliegenden Arbeit in drei experimentellen Studien untersucht.
In Studie 1 wurden zunächst die differentiellen Effekte der Mind-Map-Technik im Hinblick auf kreatives Problemlösen untersucht. Es wurden signifikante Effekt auf die Quantität und die Variabilität der Ideen gefunden, sowie ein nicht signifikanter Effekt auf die Originalität der Ideen. Die weiteren beiden Studien bauten auf den Erkenntnissen von Studie 1 auf. So wurden in Studie 2 Rahmenbedingungen der Mind-Map-Technik spezifiziert. Neben einer zusätzlichen Unterstützung durch vorgezeichnete Mind-Maps, wurde die Komplexität der Aufgaben variiert. Es zeigte sich, dass die ressourcenschonende Unterstützung durch vorgezeichnete Maps insbesondere bei komplexen Aufgaben zu einem großen Anstieg der kreativen Leistung führte. In Studie 3 wurde die Mind-Map-Technik mit einer weiteren Kreativitätstechnik, der Random-Input-Technik, kombiniert, um neben der Quantität und der Variabilität auch gezielt die Originalität der Ideen zu fördern. Die Random-Input-Technik ist darauf ausgerichtet neue Konzepte in die Lösungsfindung mit einzubeziehen und so die Phase der konzeptuellen Kombination gezielt zu fördern. Die Ergebnisse wiesen eine inkrementelle Steigerung der kombinierten Technik im Vergleich zu den beiden Einzeltechniken auf, die auf einen additiven Effekt bei der gleichzeitigen Förderung verschiedener Kreativitätsphasen hindeutet. Um generalisierbare Aussagen über die unterschiedlichen Befunde treffen zu können, wurden abschließend die Ergebnisse der drei unabhängigen Studien metaanalytisch integriert. Es wurden signifikante und große Effekte bei der Anwendung der Mind-Map-Technik in allen drei Kreativitätsdimensionen gefunden. Damit konnte gezeigt werden, dass die Anwendung der Mind-Map-Technik wesentlich zur Steigerung der Kreativität beiträgt. Ihre weite Verbreitung hat somit durchaus ihre Berechtigung.