Die Novellierung des Hochschulgesetzes erleichtert beruflich Qualifizierten den Zugang zur Hochschule. Dadurch richtet sich die Aufmerksamkeit innerhalb wirtschafts- und bildungspolitischer Zusammenhänge verstärkt auf die Öffnung der Hochschulen und dem Studium ohne Abitur. Die erleichterten Zugangsbedingungen fordern eine Reorganisation der akademischen Bildung und Qualifikation. Studierende ohne Abitur sind damit für die Hochschule eine neue Zielgruppe. Dieser Zugang zu einem regulären Studium basiert auf einer beruflichen Qualifikation; er wird in der Bildungspolitik als Dritter Bildungsweg klassifiziert.<br /><br />
Im Zentrum dieser Arbeit steht das Interesse, die Enkulturation der Studierenden ohne Abitur im Kontext der Hochschule zu rekonstruieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Selbsteinschätzung dieser Personengruppe. Aus einer retrospektiven Sicht wird analysiert, wie Studierende ohne Abitur das Studium erlebt haben und wie sie den Prozess der Enkulturation zu Beginn und im weiteren Verlauf des Studiums bewerten.<br /><br />
Das Ziel der Arbeit ist es, die Merkmale von Enkulturation zunächst zu Beginn des Studiums zu erfassen. Im mittleren Studiensegment werden dann Veränderungen im Zeitverlauf in den Blick genommen. Von besonderem Interesse sind dabei Kontakte in der Hochschule, Referenzpunkte, Motive, Kompetenzen und Zukunftsvorstellungen, die den Prozess der Enkulturation beeinflussen bzw. zu Veränderung beitragen. <br /><br />
Eine weiteres Ziel der Arbeit ist es herauszustellen, in wie weit die Ziele der Hochschulreform mit der Bedeutung von Enkulturation übereinstimmen; in wie weit die Passgenauigkeit der Bildungssektoren mit den Konzepten der Enkulturation kompatibel sind und in welcher Weise die Implementierung nicht traditioneller Studienmodelle zu einer erfolgreichen Enkulturation im tertiären Sektor beitragen.