Die vorliegende soziologische Diplomarbeit erörtert mit Hilfe der Systemtheorie und der funktionalen Methode Luhmanns sowie der Prominenzforschung die grundlegende Funktion des Promis für das Funktionssystem der Massenmedien. Luhmanns Theorie und Methodik wird hierbei vor allem als Mehrebenen-Analyse-Instrument angewendet. Dies erfolgt vor dem Kontext der aktuellen Promi-Inflation sowie einem Strukturwandel der Prominenz und der zunehmenden medialen Selbstreferenzialität der Promi-Auswahl anhand von darstellerischen Qualitäten zwecks Inszenierung.<br /> Die Untersuchung nimmt hierbei eine massenmedientheoretische Fokussierung vor und beleuchtet die besondere Verschachtelung der Interaktions-, Organisations- und Gesellschaftsebene im Kontext dieses Funktionssystems. Die drei Ebenen strukturieren den Aufbau der Arbeit und den Hergang der Argumentation. Das Funktionssystem der Massenmedien teilt sich laut Luhmann in die drei Programmbereiche der Nachrichten bzw. Berichte, Werbung und Unterhaltung auf.<br /> Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass im Kontext dieses Funktionssystems auf allen drei Ebenen und in allen drei Programmbereichen eine soziale Rolle namens Promi als regulierendes Erwartungsbündel vorliegt, um auf der Oberfläche der Massenmedien eine jeweilige Medienperson zu inszenieren. Ihre wesentliche Funktion für das System der Massenmedien liegt darin, die Aufmerksamkeit des Publikums zu binden. Auf der Gesellschaftsebene gestaltet sich, da die massenmediale Kommunikation durch eine prinzipielle Kontaktunterbrechung zwischen Sender und Empfänger gekennzeichnet ist, das Verhältnis von Leistungs- und Publikumsrolle anders als in anderen Funktionssystemen, so dass der Promi hier in einem Rollendreieck als intermediäre Rolle zwischen Medienarrangeuren und dem Massenpublikum fungiert. Beispielsweise kann der Rezipierende mit einem Promi-Individuum eine parasoziale Beziehung eingehen, welche aufgrund der prinzipiellen Interaktions-/ Kontaktunterbrechung zwangsläufig ‚träumerisch‘ bleibt. Auf der Organisationsebene der Massenmedieneinrichtungen, vor allem in der Medienproduktion, handelt es sich um eine Zweckrolle hinsichtlich der Quote und um eine abgesonderte Rolle als virtuelle Grenzstelle zum anonymen Massenpublikum. Auf der organisationalen Interaktionsebene der Medienproduktion dient die Rolle Promi zum Regulieren der Erwartungen und des Verhaltens des Rollenpaares, welches aus Medienarrangeur und Medienperson besteht.<br /> Die Arbeit reichert die schlichte Feststellung, dass der Promi hauptsächlich die Aufmerksamkeit des Publikums fangen soll, indem er/ sie als Medienperson inszeniert wird und sich inszeniert (Selbst- und Fremdinszenierung), durch die Ebenenunterscheidung und -analyse (Gesellschaft/ Massenmedien, Medienorganisationen und Interaktionen der Medienproduktion) mit einer angemessenen Komplexität an. Hierauf können weitere Analysen von konkreten Prozessen und Mechanismen der medialen Prominenz aufbauen.<br /> Die vorliegende Arbeit bestreitet dabei nicht, dass Bekanntheit unter einem klassentheoretischen Blickwinkel als zugeschriebene Personeneigenschaft für bestimmte Individuen hochrelevant ist. Vielmehr bietet sie auch diesbezüglich eine Grundlage, um in (späteren Analysen) eine systemtheoretische Verknüpfung einer massenmedien- und klassentheoretischen Verknüpfung im Rahmen einer Gesellschaftstheorie der Promis und der Prominenz zu leisten.