Als Informations- und Planungsgrundlage für eine regional differenzierte, quartiersnahe Versorgungsgestaltung werden kleinräumig Daten zum Versorgungsbedarf und -angebot benötigt. Vor diese Herausforderung sind auch die Kooperationspartner des von der Stiftung Wohlfahrtspflege des Landes NRW geförderten und vom Alters-Institut getragenen Modellverbunds „Pflege stationär – Weitdenken!“ gestellt. Intention des Verbunds ist eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung älterer, chronisch kranker, hilfe- und pflegebedürftiger Menschen im Stadtteil und Quartier durch die Weiterentwicklung stationärer Pflegeeinrichtungen hin zu sektorenübergreifenden, multiprofessionellen Pflege- und Gesundheitszentren in vier unterschiedlichen städtischen Quartieren.
Im Rahmen der Evaluation des Modellprojekts an der AG 6 Versorgungs-forschung/Pflegewissenschaft wurden Bedarfs- und Angebotsanalysen in Anlehnung an ein Community Health Assessment in den vier Stadtteilen/Quartieren durchgeführt. Es wurde ein mehrperspektivischer Zugriff er-probt. Er umfasste a) die Aufbereitung von Daten zur demografischen, sozioökonomischen und gesundheitlichen Situation der Bevölkerung, b) die Erhebung vorhandener Versorgungsangebote und Ableitung von Indikatoren der ‚Versorgungsdichte’, sowie c) leitfadengestützte Interviews mit regionalen Expert/inn/en und potentiellen Nutzer/inne/n der Zentren in den Quartieren. Die Auswertung der Interviews erfolgte inhaltsanalytisch, mit dem Ziel, relevante Themen und ggf. vorhandene Versorgungsschieflagen standortspezifisch zu kondensieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Während Daten zur Gesundheitssituation der Bevölkerung auf kleinräumiger Ebene kaum verfügbar sind, ermöglicht die unterschiedliche demogra-fische und sozioökonomische Situation erste Rückschlüsse auf unterschiedliche Bedarfslagen in den Quartieren. Die Verfügbarkeit von Versorgungsangeboten folgt dem Bedarf nur bedingt, allerdings erlaubt sie keine Gewissheit darüber, ob fehlende Angebote im Quartier durch Nutzung externer Anbieter kompensiert werden. Die Interviewaussagen geben hier wichtige, ergänzende Aufschlüsse, wie sich Versorgungsprobleme darstellen. Sie bestätigen teils anfängliche Hinweise zu Versorgungsschieflagen, verdeutlichen aber darüber hinaus auch spezifische Hürden der Inanspruchnahme in Quartieren mit hoher Angebotsdichte, insbesondere eine aus Nutzersicht unübersichtliche Angebotslandschaft und räumliche Barrieren der Inanspruchnahme für ältere, mobilitätseingeschränkte Menschen im Quartier. Empfehlungen für eine regional differenzierte Angebotsplanung an den Modellstandorten und die verstärkte Ansprache vulnerabler Zielgruppen können abgeleitet werden.
Die dargestellten Analysen und Empfehlungen sollen Anregungen für die Entwicklung der Pflege- und Gesundheitszentren geben. Darüber hinaus gibt der Bericht Einblicke, wie durch einen mehrperspektivischen Zugriff und auf Basis qualitativer Erhebungsverfahren eine Bedarfs- und Angebotserhebung in Quartieren gestaltet werden kann.