Den Kern der Dissertation bildet eine intermedial angelegte komparative Untersuchung der römisch-pompejanischen Wandmalerei und der zeitgenössischen römischen Dichtung, wobei der Fokus im Bereich der Kunst auf der Spätphase des sog. "Architekturstils" (ab ca. 40 v. Chr.), im Bereich der Literatur auf den Metamorphosen Ovids (2-8 n. Chr.) liegt. Eine hoch interessante These Ernst Jürgen Bernbecks, die er am Ende seiner Ovid-Monographie (1967) formulierte, jedoch nur knapp erläuterte und die in der weiteren Forschung kaum Beachtung fand, lieferte den Impuls für die Untersuchung: "Der künstlerischen Haltung, die diesen Malereien [des späten Zweiten Stils] zu Grunde liegt, entspricht auf dem Gebiet der Dichtung die Darstellungsart in Ovids Metamorphosen" (Bernbeck 1967, S. 137). Ziel der Arbeit ist es nunmehr, auf formal-struktureller Ebene parallele Tendenzen hinsichtlich grundlegender ästhetischer Gestaltungsprinzipien freizulegen und einander gegenüberzustellen. Die zeitliche Deckungsungleichheit verstärkt die Annahme, dass beide Kunstbereiche ganz offensichtlich unabhängig voneinander - also ohne wechselseitige Beeinflussung - zu ähnlichen Ausdrucksformen gefunden und diese weiterentwickelt haben, um das neue Lebensgefühl der aurea aetas auf individuelle Weise zu artikulieren.