(Digitale) Massenmedien wie Presse und Rundfunk bestimmen den Alltag und tragen nicht nur zur gesellschaftlichen Integration, sondern darüber hinaus zu einer persönlichen Identitätsbildung bei – und das sowohl bei Erwachsenen als auch vor allem bei Heranwachsenden (JIM-Studie, 2016; Appel, 2013; Warth et al., 2010). Als digital natives werden Jugendliche und junge Erwachsene bezeichnet, die mit den medialen Informationstechnologien aufgewachsen sind. Die vor 1986 Geborenen werden als digital immi-grants definiert. Im Vergleich zu digital natives haben digital immigrants den multimedialen Wandel bewusst erlebt (Hickethier, 2012; Prensky, 2001). Die Gruppe der digital immigrants wurde im Rahmen der vorliegenden Untersuchung weiter spezifiziert und in Anlehnung an die ursprüngliche Terminologie als digital pioneers bezeichnet: Die digital pioneers lassen sich als Altersgruppe der Jahrgänge 1975 bis 1995 definieren, die aufgrund des Alters und als Schnittmenge zwischen den natives und immigrants bewusst miterlebt hat, wie Entwicklungen hin zur Multimedialität mit neuen Medienangeboten entstanden sind und neue Techniken eingeführt resp. etabliert wurden. Sie sind Pioniere hinsichtlich neuer Möglichkeiten der Medien, die auf der Technisierung der Informationsgesellschaft aufbauen.
<br />Der Fokus der experimentellen psycholinguistischen, aus drei Experimenten bestehenden Medienstudie liegt inhaltlich auf der Überprüfung der Behaltensleistung im Kontext von Nachrichteninhalten anhand der beiden Vergleichsgruppen digital natives und digital pioneers. Diese beiden Gruppen sind von besonderem Interesse, da sie sich aufgrund ihrer Gewohnheit Informationsmedien zu nutzen bzw. aufgrund ihres Umgangs mit Informationsmedien unterscheiden, obschon die Altersspanne nicht sehr weit auseinanderklafft. Die Gruppe der sog. digital natives wird in der Medienstudie am Beispiel von 14-jährigen Gesamtschülern(innen) (Experiment III) und die Gruppe der digital pioneers am Beispiel von Studierenden im Alter von 20 bis 36 Jahren (Experimente I und II) vertreten. Der rezipientenorientierte Ansatz umfasst die mediale Einordnung, die sowohl die Mediennutzung, den Alltag, die Erziehung und die Gewohnheit im Umgang mit den Medien als auch einen historischen Abriss der Medienentwicklung mit einbezieht. Die Ergebnisse der Medienstudie stellen die Behaltensleistung durch multimodale Medien auf Grundlage evidenzbasierter Studienergebnisse heraus: Deutlich wird vor allem, dass junge Erwachsene besser und schneller Informationen der Fernsehnachrichten reproduzieren können als Jugendliche. Ein klarer Einfluss der Präsentationsmodalität auf die Behaltensleistung konnte nicht belegt werden.