Durch Kaiser Barbarossa erobert, anschließend trotzdem weitgehend autonome Kommune, schließlich durch innere Parteiungen äußerst zerrissen: Die lombardische Metropole Mailand durchlief im 12. und 13. Jahrhundert eine Zeit dramatischer Veränderungen. Das Buch fragt nach den Folgen dieser Umbrüche für die Legitimationsstrategien der Gerichte dieser Stadt. In der Verknüpfung aus datenbankgestützter, quantitativer Analyse und qualitativer Quelleninterpretation werden vier unterschiedliche Phasen und Formen der Legitimationsstiftung identifiziert. Aufgrund des zunehmenden Fehlens unangefochtener ›externer‹ Legitimationsquellen (Kaiser, Kommune), so die These, stellen die Gerichte Legitimation mehr und mehr selbst her, indem sie die Abarbeitung des Konflikts auf verschiedene, erst während des Verfahrens etablierte ›Gremien‹ (iurisperiti, iudici delegati,) verteilten. Um als ›legitimitätsstiftend‹ fungieren zu können, mussten diese ›Gremien‹ jedoch als weitgehend unabhängig voneinander auftreten. Neben der Partizipation der Parteien an den Beauftragungen spielten die Schrift sowie die Figur des Notars dabei eine entscheidende Rolle. Denn trotz gegebener administrativer und räumlicher Nähe gelang es, gestützt auf Schrift und Notar die Autonomie der einzelnen ›Gremien‹ zu evozieren.