Unternehmen der New Economy galten über mehrere Jahre als das Organisationsmodell für das 21. Jahrhundert. Besonders Internetunternehmen schienen typische Organisationsprobleme der Old Economy (lange Entscheidungswege, ungenügende Kooperation zwischen Abteilungen und geringe Motivation der Mitarbeiter) in den Griff zu bekommen. Dieser Artikel argumentiert, dass die aus der Old Economy bekannten Organisationsprobleme in den Internetunternehmen deshalb nicht auftraten, weil es sich in der Anfangszeit um gruppenförmig strukturierte Face-to-Face-Organisationen handelte. Mit dem besonders durch Risikokapitalgeber geforderten Wachstum sahen sich die Unternehmen jedoch gezwungen, Organisationsstrukturen auszudifferenzieren. Weil die Unternehmen versuchten, möglichst lange an einer gruppenförmigen Organisationsstruktur festzuhalten, entstanden Organisationsprobleme wie die Zentralisierung von Entscheidungen an der Spitze, begrenzte Regelbefolgung und die Taylorisierung über EDV-gestützte Workflow-Konzepte. Diese spezifischen Organisationsprobleme von New-Economy-Firmen blieben so lange latent, wie der permanente Kapitalnachfluss sichergestellt war. Mit dem Einbruch an den Technologiebörsen und dem Rückzug vieler Risikokapitalgeber wurden die Organisationsprobleme der New-Economy-Unternehmen jedoch virulent.