Teilautonome Gruppenarbeit gilt als zentrales Indiz für die Abwendung von tayloristischen, stark arbeitsteiligen Organisationsstrukturen hin zu dezentralen, postfordistischen Arbeitsformen. Aufgrund des Interesses an der Ausbildung neuer Produktionskonzepte richtete sich der Fokus der industriesoziologischen, arbeitswissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Forschung bisher weitgehend auf den Einführungsprozess von Gruppenarbeit. In diesem Artikel wird anhand von drei Unternehmen die Rücknahme von Gruppenarbeit untersucht. Dabei stehen drei paradox erscheinende Entwicklungen im Mittelpunkt der Betrachtungen: Weswegen wurde in den Unternehmen die Gruppenarbeit zurückgenommen, obwohl die Gruppenarbeitsprojekte von der Unternehmensführung intern und extern lange Zeit als wirtschaftliche Erfolgsgeschichte präsentiert wurden? Weswegen gab es von Seiten der Mitarbeiter keinen Widerstand gegen die Rücknahme der Gruppenarbeit, obwohl diese in der Gruppenarbeitsliteratur als Nutznießer der neuen Produktionskonzepte betrachtet werden? Weswegen konnte die Gruppenarbeit so leicht erodieren, obwohl in der Organisationsforschung von der strukturellen Trägheit einmal etablierter Organisationsformen ausgegangen wird? Durch die Verwendung von machttheoretischen, neoinstitutionalistischen und systemtheoretischen Konzepten wird die Rücknahme der Gruppenarbeit in diesem Artikel nicht in der Tradition der Industriesoziologie zweckrational begründet (Umstellung der Rationalisierungslogik, fehlende Einsicht des Managements, fehlende Humanisierungseffekte etc.), sondern vielmehr auf die Spezifik der Gruppenarbeit als Organisationsform zurückgeführt.