Die Bestimmung des Verhältnisses von Informalität und Organisationskultur bereitet in der Organisationstheorie Schwierigkeiten. Das liegt daran, dass der Begriff Informalität häufig stillschweigend durch den Begriff der Organisationskultur ersetzt wurde, ohne dass dafür eine präzise, abgrenzungsscharfe Definition vorgenommen worden wäre. Unter Rückgriff auf Überlegungen von Dario Rodríguez argumentiert dieser Artikel, dass die beiden Begriffe Organisationskultur und Informalität das gleiche Phänomen bezeichnen: die nichtentschiedenen Entscheidungsprämissen einer Organisation. Dabei wird systematisch zwischen „unentscheidbaren Entscheidungsprämissen“ und „prinzipiell entscheidbaren, aber nicht entschiedenen Entscheidungsprämissen“ unterschieden. Es wird gezeigt, wie sich mit einer präzisen Bestimmung über das Konzept der Entscheidungsprämissen Ordnung in die „wilden Merkmallisten“ der Literatur sowohl über Informalität als auch Organisationskultur bringen lässt und empirische Phänomene genauer erfasst werden können.