Finanzbildung genießt große Aufmerksamkeit. In der Öffentlichkeit wird sie als dringendes Desiderat präsentiert; Finanzindustrie und Bildungspolitik fordern unisono ihre Institutionalisierung an Schulen. Junge Menschen und Erwachsene werden oft als Finanzanalphabet/innen beschimpft. Was aber macht die Beschäftigung mit Finanzthemen zur Bildung? Was kennzeichnet einen sozioökonomisch aufgeklärten Zugang zum Themenfeld Finanzen? Das von vielerlei Akteur/innen bespielte Feld der Finanzbildung bringt reichlich Anschauungsmaterial für die Klärung dieser Fragen hervor. Der vorliegende Beitrag verwendet es, um die Unterscheidung zwischen sozioökonomischer Bildung und funktionalistischer Finanzausbildung herauszuarbeiten. Dazu analysiert er im ersten Schritt beispielhaft das Framing, mit dem das Desiderat „Finanzbildung“ inhaltlich programmiert und politisch propagiert wird. In einem zweiten Schritt diskutiert er die Differenz von Finanzlernen und Bildung zum Themenkomplex Finanzen, die interessenpolitischen Einflüsse und die sozialwissenschaftlichen Grundlagen
von Finanzerziehung. Der dritte Schritt dient der Analyse der politischen Dimension von Finanzausbildung im Kontext von marktfundamentalistischem Anpassungslernen und finanzieller Ungleichheit. Der Beitrag schließt mit einem Plädoyer für Bildung als Bürge der Freiheit.