In meiner Arbeit untersuche ich Besonderheiten in der emotionalen Informationsverarbeitung bei den Störungsbildern Depression und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Für beide Störungsbilder gibt es in der Literatur populäre Annahmen hinsichtlich bestimmter dysfunktionaler Aufmerksamkeitsprozesse. Ein zentraler Einflussfaktor, welcher das Risiko für PTBS oder Depression beziehungsweise die Entwicklung entsprechender Subtypen dieser Erkrankungen beeinflusst, scheinen frühe traumatische Lebensereignisse zu sein. Es wird in diesem Zusammenhang von schädlichen Einflüssen auf die Stress- und Informationsverarbeitung der Betroffenen ausgegangen. <br />
Das Ziel der vorliegenden Dissertation war es, Besonderheiten in der emotionalen Informationsverarbeitung beider Störungsbilder weiter zu erforschen. In allen drei Studien der Dissertation sollte hierbei die Rolle sozial bedrohlicher Stimuli bei der emotionalen Informationsverarbeitung beleuchtet werden, in den störungsbezogenen Studien sollte zudem übergreifend die Rolle früher traumatischer Kindheitserfahrungen auf verschiedene Stufen der emotionalen Informationsverarbeitung untersucht werden.<br />
Es zeigte sich in allen drei Studien, dass sozial bedrohliche Stimuli einen besonderen Einfluss auf die emotionale Informationsverarbeitung besitzen, da sie zu distinkten (verstärkten) Amplituden bei Gesunden und Depressiven/PTBS-Patienten führten. Des Weiteren weisen die Ergebnisse der ersten beiden Studien darauf hin, dass Selbstrelevanz einen wichtigen Faktor bei der Integration von Kontextinformationen darstellt, da selbstbezogene Stimuli in beiden Studien zu verstärkten Reaktionen auf die neutralen Gesichter führten. Bei der Untersuchung der depressiven Probanden in Studie 2 wiesen diese im Vergleich zur Kontrollgruppe eine generell verstärkte frühe Verarbeitung der neutralen Gesichtsausdrücke auf. <br />
In Bezug auf die Rolle traumatischer Kindheitserfahrungen auf mögliche Subtypen von Depression oder PTBS zeigte sich zum einen, dass physische Missbrauchserlebnisse bei depressiven Probanden mit verringerten Aufmerksamkeitsreaktionen zusammenhingen, während traumatische Kindheitserfahrungen bei Probanden der Kontrollgruppe zu verstärkten Aufmerksamkeitsreaktionen führten. Bei den Probanden der dritten Studie zeigte sich zum anderen eine verstärkte Verarbeitungsreaktion in späteren, bewussteren Bereichen der emotionalen Informationsverarbeitung. Dieses Ergebnis lässt vermuten, dass traumatische Kindheitserfahrungen bei einer adoleszenten PTBS-Patientengruppe möglicherweise zu einer distinkten Form der PTBS führen können, welche insbesondere mit einer intensivierten bewussten Verarbeitung emotionaler Stimuli zusammenhängt.