The purpose of this qualitative study is to extend the understanding from an agency-perspective of how smokers giving-up smoking construct their self-efficacy, tobacco addiction and gender. The aim is to draw conclusions for the further qualitative development of quitting programs.
Background: Whilst about half of the smokers succeed in quitting smoking in the course of time, there may be hidden obstructions and wasted potential for smoking cessation. Theory and prac¬tice of smoking cessation lack gender-sensitivity and interpret gender in a uni-lateral way. They are further based on a biomedical understanding of addiction that neglects human agency and the social aspects of smoking and addiction.
Methods: Qualitative methods were used. Thirteen smokers, who stopped smoking unaided or using a program, were interviewed (semi-structured). Data analysis was carried out using the thematic coding and the agency-perspective as the main heuristic analysis. Through the dimen-sions of agency, conceptualization of addiction and coping strategies, five types of quitters could be identified, developed and analysed.
Results: The findings show, that quitters differ concerning the degree of individual agency. The men of the sample construct for themselves a higher image of agency than the women. Women have the tendency to doubt successful cessation, and construct themselves as less agentic and in the extreme form perceive themselves powerless in facing addiction. The conceptualizations of addiction reach from “silly habit” to “superiority”. Agency-constructions are contextual and gen-dered and they influence the choice of coping strategies. In this way they are a key to the under-standing of smokers´ ways of quitting.
Conclusions: The study contributes to a better understanding of quitting smoking from the per-spective of quitters. Working with agency constructions can help quitters modify agency-related disfunctional cognition and open up new resources. The theory and practice of smoking cessation need to reflect their dominating paradigms concerning gender and understanding of addiction in order to effectively support people who are quitting smoking to overcome limiting constructions of gender and agency.
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit steht die Frage, wie Rauchaussteiger*innen sich im Entwöhnungsprozess bezogen auf Agentivität und Gender konstruieren und welche Bedeutung diesen Konstruktionen im Ausstiegsprozess zukommt. Ziel ist, aus den Ergebnissen Hinweise für die qualitative Weiterentwicklung der Angebote der Tabakentwöhnung abzuleiten.
Hintergrund: Nur etwa der Hälfte der Raucher*innen gelingt es, im Laufe der Zeit das Rauchen aufzugeben. Es stellt sich die Frage nach hinderlichen Faktoren und möglicherweise ungenutzten Potenzialen im Rauchausstieg. Theorie und Praxis der Tabakentwöhnung sind weitgehend geschlechtsblind bzw. einseitig vergeschlechtlicht. Sie gründen außerdem auf einem naturwissenschaftlich-biologischen Verständnis von Abhängigkeit. Dadurch werden die Handlungsmacht der Aussteiger*innen eingeschränkt und die sozialen Aspekte von Konsum und Abhängigkeit vernachlässigt.
Methode: Es wurden qualitative, problemzentrierte Interviews mit 13 Rauchaussteiger*innen, die den Ausstieg sowohl selbstständig als auch im Rahmen eines Kurses unternommen hatten, aus-gewertet. Zur Auswertung wurden das Thematische Kodieren sowie die Agencyperspektive als zentrale Analyseheuristik herangezogen. Mit Hilfe der Typenbildung konnten aus den Dimensionen: individualisierte Handlungsmacht, Konzeptualisierungen der Abhängigkeit und Copingstrategien fünf Typen von Rauchaussteiger*innen gebildet werden.
Ergebnisse: Die Befunde zeigen, dass die Rauchaussteiger*innen sich nach dem Grad Handlungsmacht, die sie sich selbst zuschreiben, unterscheiden. Die Männer des Samples konstruieren sich insgesamt handlungsmächtiger als die Frauen; Frauen äußern mehr Zweifel am Ausstiegserfolg und konstruieren sich als weniger handlungsmächtig und im Extrem¬fall als ohnmächtig gegenüber der Abhängigkeit. Die Konzeptualisierungen der Abhängigkeit reichen von „Blöde Angewohnheit“ bis „Übermacht“. Agentivitätskonstruktionen sind kontextuell und geschlechtstypisch geprägt; sie beeinflussen die Wahl der Aufhörstrategien. Für das Verständnis der Gestaltung des Aufhör-prozesses bilden Agentivitätskonstruktionen einen Schlüssel.
Schlussfolgerungen: Die Arbeit gibt einen Einblick in das Ausstiegsgeschehens aus der Perspektive der Aufhörenden. Die aktive Bearbeitung der Agentivitätskonstruktionen kann Aussteiger*innen helfen, agentivitätsbezogene dysfunktionale Kognitionen abzubauen und neue Ressourcen zu erschließen. Die Theorie und Praxis der Tabakentwöhnung sind aufgefordert, ihre Paradigmen bezogen auf Gender und ihr Verständnis von Abhängigkeit zu reflektieren und Aufhörwillige dabei zu unterstützen, limitierende Agentivitätskonstruktionen aufzulösen und ihr Spektrum von Bewälti-gungsstrategien über Geschlechtszuschreibungen hinaus zu erweitern.