Im Zentrum des Arbeitspapiers steht die Frage, wie sich neue Impulse für eine
Weiterentwicklung gewalttheoretischer Debatten gewinnen lassen. Dazu greifen wir
eine Anregung des Soziologen Richard Swedberg auf, der dafür wirbt, die Fixierung
auf ›Theorie‹ durch eine Sensibilisierung für den Prozess des ›Theoretisierens‹ –
theorizing – abzulösen. Wir umreißen zunächst Swedbergs ursprüngliche Argumentation
und zeigen, worin ihre Produktivität für die Gewaltsoziologie besteht. Die
theorizing-Debatte lenkt das Augenmerk auf die Entdeckungskontexte gewaltsoziologischer
Theorie. Diese sind vor allem durch die Kontingenz von Gewalt geprägt,
die sich eindeutiger empirischer Bestimmung entzieht. Wir schlagen vor, den aus der
Ethnomethodologie entlehnten Begriff der Indexikalität zu nutzen, um diese
Kontingenz einer systematischen Analyse zugänglich zu machen und so neue Impulse
für das theorizing von Gewaltphänomenen zu gewinnen.