Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Massaker von My Lai, das sich während
des Vietnamkriegs ereignete und bei dem innerhalb weniger Stunden hunderte
vietnamesische Zivilisten von US-amerikanischen Soldaten getötet wurden. Bei der
Betrachtung des Falls geht es allerdings nicht um die Frage, warum die Soldaten
Zivilisten töteten. Stattdessen ist es durch das Einnehmen einer organisationssoziologischen
Perspektive möglich herauszufinden, inwiefern das Massaker eine
Funktion für das US-amerikanische Militär erfüllte. Dazu wird aufbauend auf dem
Konzept der „brauchbaren Illegalität“ eine funktionale Analyse durchgeführt, die unter
anderem Bezug auf die Umwelt- und Organisationsbedingungen im Vietnamkrieg
nimmt. Im Anschluss wird diskutiert, inwiefern die Aufdeckung des Massakers zu
dysfunktionalen Konsequenzen für das US-Militär und damit zu einem Scheitern der
brauchbaren Illegalität führte.