Antibiotikaresistente und multiresistente Erreger (MRE) stellen ein weltweit wachsendes Problem dar. Deren Auswirkungen tragen sowohl der_die individuelle Patient_in als auch die Public Health. Bei einer Infektion mit MRE sind die Therapieoptionen eingeschränkt. Analysen zeigten zudem erhöhte direkte und indirekte Behandlungskosten. Schwieriger zu evaluieren sind die sogenannten intangiblen Kosten, die u. a. die Behandlungs- und Lebensqualität für den_die Patient_in betreffen. Auswirkungen sind dabei sektorübergreifend zu spüren. Eine Analyse der Patient_innensicht kann Faktoren aufzeigen, die aufzugreifen sind, um die Versorgungsqualität der betroffenen Patient_innen zu verbessern. Innerhalb der Versorgungsforschung und basierend auf dem Prinzip der patientenzentrierten Versorgung nach Picker wurden deshalb betroffene Patient_innen als Expert_innen in einem leitfadengestützten Interview zu ihrer Versorgungssituation befragt. Die aus 14 Interviews gewonnenen Daten wurden mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser und Laudel analysiert und zusammengefasst. Insgesamt fielen die Antworten heterogen aus. Obwohl ein grundsätzliches Verständnis und eine hohe Motivation zur Einhaltung und Mitarbeit an den Hygienemaßnahmen vorhanden waren, wurden Einschränkungen wahrgenommen. Diese betrafen vor allem die Unterbringung in einem Einzelzimmer und die damit verbundene Bewegungseinschränkung. Häufig wurde über einen Rückgang der ärztlichen Kontakte oder eine verzögerte Pflege berichtet. Viele Patient_innen wären gerne umfassender informiert. Der Umgang mit Angehörigen und anderen betroffenen Personen ist hilfreich und sollte daher ermöglicht werden. Im ambulanten Bereich wurden selten Einschränkungen beschrieben. Von den Expert_innen geäußerte Lösungsvorschläge betrafen vor allem infrastrukturelle Maßnahmen.
Basierend auf diesen Ergebnissen und vor dem Hintergrund des theoretischen Rahmens sowie des aktuellen Forschungsstands wurden 16 Handlungsempfehlungen für medizinisches Personal und Verantwortliche von medizinischen Einrichtungen sowie zehn Forschungsempfehlungen formuliert. Diese erfahren bereits erste Umsetzung in der Praxis.