**Zusammenfassung**<br>
In dem vorliegenden Beitrag wird erstmals umfassend empirisch untersucht, ob vorhandene Angebotsstrukturen in Form von Förderschulen einen systematischen Einfluss auf die Zahl der als sonderpädagogisch förderbedürftig diagnostizierten Schülerinnen und Schüler an naheliegenden Grundschulen haben. Die Hypothese wird systemtheoretisch hergeleitet und anhand von statistischen und wissenschaftlichen Befunden verdeutlicht. Datenbasis bildet die amtliche Schulstatistik Nordrhein-Westfalens für die Grundschulen der Jahre 2010/11 bis 2017/18. Zur Überprüfung der Annahme, dass der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit einem formal diagnostizierten Förderbedarf an Grundschulen höher ist, je geringer die räumliche Distanz zur nächstgelegenen Förderschule ausfällt, wird ein Tobit-Regressionsmodell unter Berücksichtigung der Mehrebenenstruktur der Daten berechnet. Die Ergebnisse zeigen für verschiedene Förderschwerpunkte – unter Kontrolle konfundierender Variablen – signifikante Effekte und bestätigen die Annahme. Mögliche Mechanismen des Effekts und Implikationen für die Praxis amtlicher Feststellungsverfahren werden vor dem Hintergrund der schulischen Inklusion beleuchtet.