Wenn „Menschen über Tiere streiten“, insbesondere über sogenannte Nutztiere, dann ist nichts als selbstverständlich anzusehen. Eine gemeinsame Basis der verschiedenen Streitparteien innerhalb der Gesellschaft scheint aufgrund immenser Zielkonflikte kaum gegeben. Es prallen unterschiedliche Weltsichten und Tierbilder aufeinander, wobei konkrete Inhalte schnell aus dem Blick geraten und stattdessen sehr aggressiv agiert wird. Die Debatte berührt viele Menschen so sehr, weil es um grundsätzliche Werte geht. Wie Rendtorff konstatiert: „Ethik hat es mit Konsens zu tun, ihr konkreter Stoff aber sind Konflikte“ . Eine einvernehmliche Lösung der Frage nach Tierhaltung ist gesellschaftlich kaum zeitnah zu erwarten. Im Projekt suchten wir nach Kernproblemen in Inhalt und der Art und Weise des Diskurses, um zugleich auch Ansatzpunkte für eine Entgiftung der Diskussion definieren zu können. Neben der Entwicklung von Hypothesen zu kommunikativen Entschärfungsansätzen in der Nutztierdiskussion bestand ein großer Anteil des Projektes in der tatsächlichen Vermittlung und Erprobung unserer Ideen in konkreten Diskussionen über verschiedene Workshops und einen digitalen Dialog mit Bürger*innen. Auch wenn Dissense nicht auflösbar sind, wollten wir die gravierende Bedeutung des „Wie“ im Nutztierdiskurs näher untersuchen. So wurden einige Ansätze herausgearbeitet, die sich dazu eignen könnten, Impulse für diskursiven Brückenbau anzuregen.
Diese Ausarbeitung dokumentiert die entstandenen Arbeitsergebnisse des 16-monatigen Intensivprojekts und soll als weitere Diskussionsgrundlage dienen.